
Sorge vor Coronavirus Geisterspiele in der Bundesliga
Stand: 11.03.2020 00:24 Uhr
Behörden und Verbände reagieren allmählich flächendeckend auf das Coronavirus: Im Fußball werden zahlreiche Bundesligapartien und internationale Spiele ohne Fans stattfinden.
Jetzt greifen die Behörden auch im Sport durch: Der Fußball rollt in vielen Stadien wegen der Coronakrise vorerst vor leeren Rängen. Mit den ersten Geisterspielen der Fußball-Bundesliga, einem Länderspiel und dem Bayern-Auftritt in der Champions League vor leeren Rängen sowie der Angst vor schweren wirtschaftlichen Schäden treffen die Folgen der Corona-Krise den deutschen Sport immer härter.
Als erstes traf es am Dienstag (10.03.2020) das für Mittwoch angesetzte Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Nordrhein-Westfalens Landesregierung veröffentlichte einen Erlass, der zeitlich unbegrenzt Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen untersagt. Man habe sich gegen eine zeitliche Begrenzung entschieden, weil man die Zukunft nicht vorhersagen könne. "Wir können jeden Tag anders entscheiden", sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Die Partie zwischen Gladbach und Köln wird das erste "Geisterspiel" in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Bereits zuvor hatte die DFL darauf hingewiesen, dass eine Aussetzung oder ein Abbruch der Meisterschaft nicht infrage komme. "Die laufende Saison 2019/20 muss wie vorgesehen bis zum Sommer 2020 zu Ende gespielt werden, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln", hatte die Liga mitgeteilt: "Nur so erhalten Klubs und DFL trotz schwieriger Umstände für die kommende Saison Planungssicherheit, zum Beispiel auch mit Blick auf Spielerverträge, die nur für eine Liga Gültigkeit haben."
Union Berlin lässt Fans ins Stadion - Protest bei der Konkurrenz
Voraussichtlich nicht alle Bundesligapartien werden am Wochenende in leeren Arenen gespielt. Nach Rücksprache mit den örtlichen Behörden entschied sich Aufsteiger Union Berlin gegen einen Ausschluss der Öffentlichkeit für das Spiel gegen die Bayern in der Alten Försterei. "Herr Spahn hat ja auch nicht empfohlen, dass BMW in Berlin die Produktion einstellt. Deshalb kann er auch nicht empfehlen, dass wir unseren Betrieb einstellen", sagte Unions Präsident Dirk Zingler der "Berliner Morgenpost".
Am Dienstagabend meldete sich das zuständige Berliner Bezirksamt allerdings und widersprach der Berliner Mitteilung. "Aufgrund der Presseberichterstattung am heutigen Tag durch rbb24 [...] teilt das Bezirksamt Treptow-Köpenick mit, dass das zuständige Gesundheitsamt und auch der zuständige Dezernent keine Entscheidung zur Durchführung des Spieles am 14.03.2020 mit Zuschauerbeteiligung getroffen haben", heißt es in dem Statement des Bezirksamts.
Der Berliner Alleingang hatte zuvor für Kritik gesorgt: So fordert Düsseldorfs Präsident Thomas Röttgermann einen kompletten Zuschauerausschlus für den bevorstehenden Spieltag: "Im Abstiegskampf bei einem wichtigen Heimspiel auf seine Zuschauer zu verzichten, tut uns natürlich sehr weh. Ganz entscheidend für uns ist, dass die Wettbewerbsgleichheit unter allen Umständen hergestellt wird." Auch der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer kritisierte die DFL.
Termin | Spiel | Zuschauerausschluss |
---|---|---|
Mittwoch, 18:30 Uhr | M'gladbach - Köln | bestätigt |
Freitag, 20:30 Uhr | Düsseldorf - Paderborn | bestätigt |
Samstag, 15:30 Uhr | Dortmund - Schalke | bestätigt |
Samstag, 15:30 Uhr | Leipzig - Freiburg | offen |
Samstag, 15:30 Uhr | Hoffenheim - Hertha | bestätigt |
Samstag, 15:30 Uhr | Köln - Mainz | bestätigt |
Samstag, 15:30 Uhr | Union - Bayern | offen |
Sonntag, 15:30 Uhr | Frankfurt - M'gladbach | empfohlen |
Sonntag, 18 Uhr | Augsburg - Wolfsburg | bestätigt |
Montag, 20:30 Uhr | Bremen - Leverkusen | bestätigt |
Nur zwei offene Entscheidungen für den kommenden Spieltag
Unklar sind lediglich die Partien zwischen Leipzig und Freiburg sowie Frankfurt und Mönchengladbach am Samstag. Das hessische Gesundheitsministerium empfahl für letzteres Spiel einen Ausschluss von Zuschauern. Bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag soll verkündet werden, ob Zuschauer zugelassen sind oder nicht. Sicher ist: Das Europa-League-Spiel der Eintracht gegen den FC Basel am Donnerstag wird noch mit Fans im Stadion stattfinden, allerdings unter noch ungeklärten Auflagen.
Auch Champions League und Europa League sind betroffen
Die bayerische Staatsregierung untersagte Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen zunächst bis Ende der Osterferien (einschließlich 19. April). Kommende Woche Mittwoch (18.03.2020) erwartet Bayern München den FC Chelsea zum Rückspiel im Achtelfinale der Champions League - auch hier ist ein Geisterspiel beschlossene Sache.
Bereits am Montag war beschlossen worden, dass das Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund am Mittwoch ohne Zuschauer stattfindet. Beim Spiel RB Leipzig gegen Tottenham am Dienstag waren Zuschauer dagegen zugelassen.
Termin | Spiel | Zuschauerausschluss |
---|---|---|
11. März | Paris SG - Bor. Dortmund (CL) | bestätigt |
12. März | VfL Wolfsburg - Schachtjor Donezk (EL) | bestätigt |
12. März | Glasgow Rangers - Bayer Leverkusen (EL) | vorerst nicht |
12. März | Eintr. Frankfurt - FC Basel (EL) | nein |
18. März | Bayern München - FC Chelsea (CL) | bestätigt |
19. März | FC Basel - Eintr. Frankfurt (EL) | findet definitiv nicht in Basel statt |
19. März | Bayer Leverkusen - Glasgow Rangers (EL) | bestätigt |
31. März | Deutschland - Italien (Testspiel) | bestätigt |
Deutschland gegen Italien ohne Zuschauer
Und am 31. März spielt Deutschland in Nürnberg gegen Italien - hier wird es ein Spiel ohne Zuschauer geben, wie der DFB mitteilte. Für Bundestrainer Joachim Löw ist die Begegnung eines von nur zwei Länderspielen vor der Bekanntgabe des vorläufigen EM-Kaders Mitte Mai. Zudem stellt sich die Frage, ob das Spiel ganz abgesagt wird, weil in Italien die Krise um das Coronavirus besonders groß ist. Auch ein Spiel gegen einen anderen Gegner ist daher denkbar.
Am 26. März trifft die DFB-Auswahl in Madrid auf Spanien. Ob die Zuschauer auch von dieser Partie ausgesperrt werden, ist offen. Die spanische Primera Division lässt die kommenden beiden Spieltage ohne Fans austragen.
Auch Playoff-Spiele zur EM vor leeren Rängen
Bleibt der Blick in den Sommer: Die Fußball-EM, die in zwölf verschiedenen Ländern ausgetragen wird, steht ebenfalls in Frage. UEFA-Generalsekretär Theodore Theodoridis sagte kürzlich: "Wir haben Pläne für alles!"
Auf dem Weg zur EM werden auch die ersten Playoff-Partien zu Spielen ohne Unterstützung von den Rängen: Die Spiele zwischen der Slowakei und Irland und zwischen Norwegen und Serbien am 26. März werden ebenfalls ohne Publikum ausgetragen.
Ein weiterer Gegner: die Inkubationszeit
Ein großes Problem bleibt die Inkubationszeit. Spielt man einen Spieltag ohne Zuschauer, müssten ein bis zwei weitere folgen. Die Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen würde erst nach Ablauf dieser Zeit eine neue Einschätzung der Lage möglich machen.
Quelle: sportschau.de
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