
Prozess in der Türkei Bewährungsstrafe für Wuppertaler Zahnarzt
Stand: 08.12.2020 13:26 Uhr
Ein Zahnarzt aus Wuppertal soll bei der Einreise in die Türkei Staatschef Erdogan beleidigt haben. Der Deutsche stritt den Vorwurf stets ab. Ein türkisches Gericht hat ihn nun verurteilt - trotzdem darf er das Land verlassen.
Der 63-jährige Zahnarzt war am Morgen untergehakt von zwei Polizisten in Handschellen in den Gerichtssaal gebracht worden. Nach der Verhandlung durfte er den Saal ohne Handschellen wieder verlassen. Die Richter verurteilten Kristian B. zu einer Strafe von insgesamt 16 Monaten und 20 Tagen, die zur Bewährung für fünf Jahre ausgesetzt wurde. Er musste sich wegen Präsidentenbeleidigung und Herabwürdigung eines Teils des Volkes verantworten.
Nach einem Monat Untersuchungshaft im türkischen Urlaubsort Antalya darf der Wuppertaler zurück nach Deutschland reisen. Das wird er nach Angaben seines Anwalts auch so schnell wie möglich tun. Der Urlauber hatte zu Beginn der Verhandlung noch mal alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er akzeptierte aber die Bewährungsstrafe.
Streit am Gepäckband
Der 63-Jährige war Anfang November nach Antalya gereist und nach einem Streit am Flughafen festgenommen worden. Das Gericht hörte Zeugen an, mit denen der Wuppertaler am Gepäckband aneinandergeriet. Ein Mann sagte aus, der 63-jährige habe ihn aggressiv angegangen, weil er angeblich zu wenig Abstand gehalten habe, von den Beleidigungen habe er nichts mitbekommen.
Die Frau, die schließlich auch die Polizei rief, schilderte, wie sie der Mann ebenfalls beschimpft habe und schließlich die Türken, Muslime und Präsident Recep Tayyip Erdogan. Der Zahnarzt beteuerte, er schätze die Türkei und respektiere den Staatschef. Das Gericht hielt ihm sein gutes Verhalten zugute. Im Gerichtssaal beobachteten auch Vertreter des deutschen Konsulats in Antalya den Prozess.
Mit Informationen von Karin Senz, ARD-Studio Istanbul
Deutscher Zahnarzt darf Türkei auf Bewährung verlassen
Karin Senz, ARD Istanbul zzt. Antalya
08.12.2020 12:37 Uhr
Audio
Aus dem Archiv
Mehr Ausland
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 08.12.2020
- Alle Meldungen vom 08.12.2020 zeigen