
Gedenken in Auschwitz "Das Ende eines monströsen Albtraums"
Stand: 27.01.2020 16:56 Uhr
Mit mehr als 200 Überlebenden haben hochrangige Staatsvertreter des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz gedacht. Polens Präsident Duda nannte den Holocaust das grausamste Verbrechen in der Geschichte der Menschheit.
Polens Präsident Andrzej Duda hat dazu aufgefordert, das Gedenken an die Gräueltaten in dem deutschen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu bewahren und eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern.
Bei einer Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Lagers vor 75 Jahren bezeichnete er den Holocaust als grausamstes Verbrechen in der Geschichte der Menschheit. "Vor 75 Jahren endete hier der monströseste Albtraum, der fünf Jahre zuvor begonnen hatte."
Zwar hätten sich die Nazis bemüht, vor Kriegsende alle Zeichen des Vernichtungslagers zu zerstören, das sei ihnen aber nicht gelungen. "Die Zeugen wurden gerettet, der Ort wurde erhalten und zum Symbol des Holocaust." Dieses Gedächtnis von Auschwitz müsse erhalten bleiben, so Duda.
Gedenkfeier in Auschwitz zum 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers
tagesthemen 22:15 Uhr, 27.01.2020, Marion Schmickler, ARD Warschau, zzt. Auschwitz
Duda forderte die Gäste dazu auf, vor den letzten Überlebenden und Augenzeugen die gemeinsame Verpflichtung einzugehen, "die Botschaft und die Warnung für die Menschheit, die von diesem Ort ausgehen, in die Zukunft zu tragen."
Mehr als 200 Überlebende nahmen mit den Präsidenten Deutschlands, Israels, Polens, der Ukraine und des Jüdischen Weltkongresses sowie weiteren Gästen an der Veranstaltung teil.
Am 27. Januar 1945 erreichten Einheiten der sowjetischen Armee das Lager und befreiten 7500 noch lebende Häftlinge. 1,1 Millionen Menschen, vor allem Juden, wurden zwischen 1940 und 1945 in Auschwitz ermordet.
"Untrennbare Verbindung" zwischen Israel und Polen
Israels Präsident Reuven Rivlin betonte mit Bezug auf die Gedenkveranstaltung, es gebe "keinen Ersatz für diese Feier, die das Versprechen beinhaltet, niemals zu vergessen". Zugleich sei dies die Zeit, wachsenden Antisemitismus und Rassismus kompromisslos zu bekämpfen.
Er nahm seinen Besuch in Polen zum Anlass für eine Warnung davor, das Verhältnis zwischen beiden Ländern durch politische Interventionen in Fragen der Geschichtsdeutung zu schädigen. Die Geschichte habe einen "untrennbaren Bund zwischen Polen und Israel" geschaffen. Die historische Forschung solle Experten überlassen bleiben.
"Verantwortung kennt keinen Schlussstrich"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte in Auschwitz dazu auf, die Geschichte als Mahnung für die Gegenwart zu verstehen. "Wer den Weg in die Barbarei von Auschwitz kennt, der muss den Anfängen wehren", schrieb er in das Gedenkbuch der Gedenkstätte. "Das ist Teil der Verantwortung, die keinen Schlussstrich kennt."
Steinmeier reiste anlässlich der Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau nach Polen.
Drei Überlebende begleiteten Steinmeier
Auschwitz sei "die Summe von völkischem Denken, Rassenhass und nationaler Raserei", sagte der Bundespräsident. Vor Journalisten wiederholte er eine Mahnung, die Teil seiner Rede in der vergangenen Woche in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel war: "Die Zeiten sind andere heute, die Worte sind andere, die Taten sind andere." Manchmal habe er aber den Eindruck, "dass das Böse noch vorhanden ist".
Für Steinmeier war es der erste Besuch in Auschwitz. Er wurde von seiner Frau und von drei Überlebenden auf seiner Reise begleitet. Vor der zentralen Gedenkveranstaltung besichtigte er die Gedenkstätte und legte einen Kranz vor der Todeswand nieder, an der Häftlinge exekutiert wurden.
Holocaust-Überlebende berichten von Auschwitz
tagesthemen 22:15 Uhr, 27.01.2020
Macron warnt vor Wiederaufleben des Antisemitismus
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte vor einer "unerträglichen Wiederbelebung" des Antisemitismus. Dies sei nicht das Problem der Juden, sondern das Problem aller, sagte er beim Besuch des Pariser Holocaust-Denkmals. Frankreich werde bei der Bekämpfung des Antisemitismus unnachgiebig sein, so Macron. In Frankreich müssten derzeit 868 jüdische Kultstätten verstärkt bewacht werden, so der französische Staatschef.
Gedenkfeiern in Auschwitz
Martin Adam, ARD Warschau
27.01.2020 17:41 Uhr
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