
Trotz Waffenruhe Angriff auf aserbaidschanische Stadt
Stand: 11.10.2020 09:40 Uhr
Eigentlich gilt zwischen den verfeindeten Ländern eine Waffenruhe. Doch nun wirft Aserbaidschan Armenien den Beschuss eines Wohngebiets vor, bei dem es Tote und Verletzte gegeben haben soll. Armenien dementiert.
Trotz der ausgerufenen Waffenruhe zwischen den Parteien im Konflikt um Bergkarabach hat es nach aserbaidschanischen Angaben einen armenischen Angriff auf die zweitgrößte Stadt des Landes gegeben. Beim Raketenbeschuss eines Wohngebiets von Ganja seien sieben Menschen getötet und 33 verletzt worden, schrieb das Außenministerium auf Twitter. Unter den Opfern seien auch Kinder.
Armenien dementierte nach Angaben russischer Agenturen die Berichte und sprach von Desinformation. Die Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums, Schuschan Stepanjan, verlinkte auf einen Facebook-Post der Armee der international nicht anerkannten Republik Arzach in Bergkarabach. Demnach halte man sich an die von Russland vermittelte Waffenruhe. Die gegnerische Seite würde aber den Beschuss fortsetzen und greife weiter Siedlungen in der Region an. Die Berichte über den Angriff auf Ganja seien "Lügen". Die Angaben der Konfliktparteien konnten von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden.
Am Samstag Mittag Ortszeit war im Konfliktgebiet eine Waffenruhe in Kraft getreten, die Russland in der Nacht zuvor nach stundenlangen Verhandlungen vermittelt hatte. Bereits Minuten später hatten sich beide Seiten beschuldigt, die Waffenruhe zu brechen.
Zunächst keine Übergabe der Toten
Der Regierung in Moskau zufolge sollte die Waffenruhe dazu genutzt werden, Gefangene und andere inhaftierte Personen auszutauschen und die Körper toter Soldaten an die Heimatländer zu übergeben. Seit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen aserbaidschanischen und armenischen Truppen Ende September wurden Hunderte Menschen getötet. Allein auf armenischer Seite sollen in Bergkarabach mehr als 400 Soldaten gefallen sein. Aserbaidschan hat bislang keine Angaben zu eigenen Verlusten gemacht, spricht aber von rund 30 toten Zivilisten.
Wegen der neuen Gefechte fand der für heute geplante Austausch der Toten nach Angaben der Behörden von Bergkarabach jedoch nicht statt.
Jahrzehntealter Konflikt
Den Konflikt zwischen beiden Ländern gibt es schon seit Jahrzehnten. Die überwiegend von Armeniern besiedelte Region Bergkarabach hatte sich Anfang der 1990er-Jahre in einem Krieg von Aserbaidschan losgesagt. Die Führung in Baku wirft dem Nachbarland Armenien vor, völkerrechtswidrig aserbaidschanisches Gebiet besetzt zu halten.
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