
TV-Duell der Demokraten Oberstes Ziel: Trump besiegen
Stand: 16.03.2020 08:01 Uhr
Ein Studio ohne Publikum, Ellenbogencheck zur Begrüßung: In Zeiten der Coronakrise lief im TV-Duell der US-Demokraten einiges anders - nur Biden und Sanders unterschieden sich kaum voneinander.
Von Julia Kastein, ARD-Studio Washington
Diese Debatte war anders: nur noch zwei Kandidaten. Kein Begrüßungsapplaus, weil kein Publikum da ist. Die Pulte auf der Bühne so weit auseinandergerückt, dass sie gerade noch gemeinsam ins TV-Bild passten. Und zur Begrüßung schüttelten sich der frühere US-Vizepräsident Joe Biden und Senator Bernie Sanders natürlich auch nicht die Hände, sondern berührten sich nur kurz und betont locker mit den Ellbogen.
Das Coronavirus war das dominierende Thema der Debatte - wobei sich Biden gleich zu Beginn einen kleinen Fauxpas erlaubte, den im Vor-Corona-Zeitalter niemand groß bemerkt hätte: Erst ein kleiner Huster in die Hand - und dann der Appell an die Amerikaner, in diesen Zeiten näher zusammenzurücken.
Dafür sorgen, dass Trump den Mund hält
Der Auftakt seines Konkurrenten Sanders gelang da besser: Was jetzt zu tun sei, wurde der Senator gefragt - und antwortete klipp und klar: Dafür sorgen, dass der amtierende Präsident den Mund hält. Denn weil Donald Trump ständig seinen eigenen Experten widerspreche und dummes Zeug rede, verunsichere er nur die Bevölkerung.
Anders als der amtierende Präsident es versuche, könne man diese Krise auch nicht im nationalen Alleingang lösen, meinte Sanders - jetzt sei die Zeit für die ganze Welt, im Kampf gegen das Virus zusammenzuarbeiten.
Und zwar am besten unter US-amerikanischer Führung, ergänzte Biden.
Revolution oder schnelle Resultate
Auch bei der obersten Priorität waren sich die beiden einig: Wenn sie jeweils schon US-Präsident wären, würden sie schnelle und umfassende Hilfe für die Betroffenen organisieren. Niemand solle sich Sorgen machen müssen, ob er sich den Test und die Behandlung leisten kann oder Gefahr laufen, wegen der Pandemie auf der Straße zu landen.
Corona-Krise auch Thema beim TV-Duell der US-Demokraten
tagesschau24 11:00 Uhr, 16.03.2020, Julia Kastein, ARD Washington
Doch gerade in diesem Punkt wurden die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden klar. Sanders, der selbsterklärte demokratische Sozialist, fordert grundlegende Reformen: Die Krise offenbare, wie fragil und unfair die US-Wirtschaft sei und dass wenige so viel und so viele so wenig haben, so Sanders.
Doch Biden, der sich als moderater Versöhner sieht, widersprach: dies sei nicht die Zeit für Revolution, sondern für schnelle Resultate.
Sanders leistete sich mehrmals Versprecher
Für Sanders ging es um viel bei dieser Debatte: Nach Verlusten bei den letzten Vorwahlen liegt der 78-Jährige im Kampf um die Nominierung weit hinter seinem nur ein Jahr jüngeren Rivalen. Entsprechend heftig waren seine Attacken.
Der 77-jährige Biden, der sich in früheren TV-Debatten häufig verhaspelt hatte, wirkte diesmal sehr konzentriert und ließ sich nicht provozieren. Dafür leistete sich der gewohnt kämpferische Sanders einen Versprecher: Statt vom Corona sprach er gleich mehrfach vom Ebola-Virus.
Neue Erkenntnisse über die Positionen der Kontrahenten gab es an diesem Abend wenige - mit einer Ausnahme: Biden versprach, fürs Amt des Vizepräsidenten eine Frau zu wählen. Und genau wie Sanders will er sein Kabinett mit ebenso vielen Männern wie Frauen besetzen.
Wahlkampf nur noch Online
Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg - und in Corona-Zeiten ein besonders schwieriger: Der Wahlkampf findet momentan nur noch Online statt, mit virtuellen Veranstaltungen. Und einige Bundesstaaten haben ihre Vorwahlen schon abgesagt.
Für Sanders wird sich am kommenden Dienstag zeigen, ob er mit diesem Auftritt seine Kampagne wiederbeleben konnte: Dann soll in vier Staaten abgestimmt werden.
Wenn nicht, dann will er Biden unterstützen - oder umgekehrt. Denn in dem Punkt sind sich die beiden ohnehin schon immer einig - oberstes Ziel für die Demokraten bei der nächsten Wahl lautet: Trump besiegen.
Sanders vs. Biden: Corona bestimmt TV-Debatte
Julia Kastein, ARD Washington
16.03.2020 07:39 Uhr
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