
Boeing-Modell in der Kritik 737 Max bleibt wohl Monate am Boden
Stand: 14.03.2019 10:32 Uhr
Zwei Abstürze innerhalb eines halben Jahres - das hat für Boeing Konsequenzen. Die Baureihe 737 Max bleibt monatelang am Boden. In Frankreich werden die Flugschreiber der abgestürzten Maschine ausgewertet.
Die geplanten Nachbesserungen an den in die Kritik geratenen Boeing-Maschinen der Reihe 737 Max könnten Monate in Anspruch nehmen: Davon geht der Chef der US-Luftfahrtbehörde FAA, Dan Elwell, aus. Er sei zu dem Schluss gekommen, "dass eine Gefahr mit Bezug zur Sicherheit bei der kommerziellen Luftfahrt besteht", sagte er. Wie lange das Flugverbot für Flugzeuge des Typs gelten werde, wisse er nicht.
Fehler in der Software senkte Flugzeugnase
Die USA hatten gestern nach langem Zögern ein entsprechendes Verbot erlassen und es mit Informationen begründet, denen zufolge der Absturz einer Max 8-Maschine über Äthiopien mit 157 Toten Ähnlichkeit zu einem Flugzeugunglück in Indonesien vergangenes Jahr aufweise. FAA-Chef Elwell zufolge hätten verbesserte Satellitendaten und physische Beweise am Boden der Absturzstelle zutage gebracht, dass sich beide Flüge sehr ähnelten.
Nach dem Absturz der indonesischen Lion-Air-Maschine mit 198 Toten hatten Vertreter der Airline erklärt, Sensoren am Flugzeug hätten während der letzten vier Flüge fehlerhafte Informationen angezeigt. Dies habe ein Kommando ausgelöst, das die Nase des Flugzeugs automatisch absenkte - die Piloten seien nicht in der Lage gewesen, gegen das Programm anzusteuern.
Boeing empfiehlt das Nichteinsetzen der Typ 737 MAX-Maschinen
tagesschau 17:00 Uhr, 14.03.2019, Jan Philipp Burgard, ARD Washington
Finanzieller Einfluss auf Boeing enorm
Die FAA zieht damit erst zum dritten Mal eine gesamte Baureihe eines Flugzeugtyps in den USA vorübergehend aus dem Verkehr. Nach einem Absturz in Chicago im Jahr 1979 hatte die FAA ein vorübergehendes Flugverbot für die McDonnell Douglas DC-10 erlassen. 2013 folgte nach dem Brand von Batterien ein vorübergehendes Startverbot für die Boeing 787 Dreamliner.
Schon zuvor hatten Länder in Europa und weiten Teilen Asiens entsprechende Startverbote erlassen. Der Flugzeughersteller Boeing zog schließlich die Reißleine und sprach eine Empfehlung für ein vorübergehendes Startverbot als "Vorsichtsmaßnahme" für alle 371 Maschinen des Typs 737 Max 8 aus.
Der Schaden für das Unternehmen dürfte nach Einschätzung von Experten immens ausfallen. Zusätzlich zu den nicht einsetzbaren Maschinen habt Boeing derzeit Aufträge für 4600 Maschinen des Typs 737 Max 8 in den Büchern, die nun nicht ausgeliefert werden können.
Norwegian Airlines hat angekündigt, Boeing um Schadenersatz zu verklagen - sollten sich andere Fluggesellschaften anschließen, könnte es teuer werden. Die Boeing-Aktie an der Börse verlor zwischenzeitlich bereits mehr als elf Prozent.
Deutschland lehnte Auswertung ab
Die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines hatte gestern erste Hinweise auf mögliche Absturzursachen gegeben: Der Pilot habe Probleme mit der Flugkontrolle gemeldet, aber keine äußeren Faktoren wie Vogelschlag genannt, sagte ein Sprecher.
Die Flugschreiber der abgestürzten Maschine sind derzeit in Frankreich, wo sie von der Luftsicherheitsbehörde Bureau d'Enquête et d'Analyses (BEA) ausgewertet werden wollen. Die Behörde erklärte auf Twitter, äthiopische Behörden hätten um Unterstützung bei der Untersuchung gebeten.
Kaum Einschränkungen im Flugverkehr
Zuvor hatte Deutschland eine Untersuchung der Flugschreiber abgelehnt: Man verfüge nicht über die entsprechende Software, hieß es. Üblicherweise werden Flugschreiber nach Unglücken ins Land des Flugzeugherstellers geschickt, was in diesem Fall die USA gewesen wären.
An den deutschen Flughäfen gab es am Mittwoch für die Passagiere nur geringe Einschränkungen. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt waren von dem am Dienstag verhängten europaweiten Flugverbot nur zwei Flüge betroffen, in anderen Städten gab es gar keine Auswirkungen.