
Rodung des Regenwaldes Bolsonaro verspricht besseren Schutz
Stand: 04.08.2019 14:33 Uhr
Erst feuerte Brasiliens Präsident Bolsonaro einen Behördenchef, der die Regenwald-Abholzung kritisiert hatte. Nun will er selbst für mehr Schutz sorgen. Doch Medien berichten von noch größeren Abholzungsflächen.
Am Freitag hatte Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro den Leiters des Weltraumforschungsinstituts INPE, Ricardo Galvao, entlassen. Der Grund: Das Institut hatte Daten veröffentlicht, die zeigen, dass die Zerstörung des Regenwaldes dramatisch angestiegen ist. Der Staatschef sprach von "Manipulation" der Zahlen. Nun will Bolsonaro größere Anstrengungen zum Schutz des Regenwaldes unternehmen.
"Wir werden auf effiziente Weise im Kampf gegen die illegale Rodung vorgehen", erklärte der Präsident bei Facebook. Er veröffentlichte zudem ein Video, in dem der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles eine neue Technologie zur präziseren Messung der Abholzung ankündigt.
"Sensationsgier nicht hinnehmen"
Allerdings legte der als Klimawandel-Skeptiker bekannte Bolsonaro im Streit mit Galvao um Satellitenbilder nach: "Wir können Sensationsgier oder die Propagierung ungenauer Zahlen, die das Bild Brasiliens schwer beschädigen, nicht hinnehmen", erklärte er.
Bolsonaro hatte die Satellitendaten zuvor mit den Worten quittiert: "Bei all der Zerstörung, die sie uns vorwerfen, wäre das Amazonas-Gebiet bereits völlig verschwunden."
Abholzung geht schneller voran
Dabei geht die Abholzung des Regenwalds offenbar noch schneller voran als bisher bekannt. Brasilianische Medien berichten, dass im Juli fast dreimal so viel Regenwald abgeholzt wurde wie im selben Monat des Vorjahrs. Konkret sollen 1864 Quadratkilometer Wald gerodet worden sein, berichen die Zeitungen "Estado de Sao Paulo" und "O Globo". Das wäre die doppelte Fläche der Insel Rügen. Die Zeitungen berufen sich dabei auf Zahlen des Instituts INPE. Eine offizielle Meldung des Instituts gibt es noch nicht, den Zeitungen liegen offenbar vorläufige Daten vor.
Bolsonaro gilt als Freund der Agrarlobby. Er hatte die Idee in Umlauf gebracht, auch geschützte Urwaldregionen für die Landwirtschaft zu erschließen. Ein großer Teil der abgeholzten Flächen wird zur Rinderzucht sowie zum Anbau von Sojabohnen genutzt.
Mit Informationen von Ivo Marusczyk, ARD-Studio Buenos Aires.