
Als Präsident vereidigt Bolsonaro übernimmt in Brasilien
Stand: 01.01.2019 19:39 Uhr
Er kam im offenen Rolls Royce und legte dann im Kongress den Amsteid ab: Der rechtsextreme Ex-Militär Bolsonaro ist Brasiliens neuer Präsident. Er kündigte einen radikalen politischen Neuanfang an.
Jair Bolsonaro inszeniert sich als Außenseiter des politischen Betriebs, jetzt zieht er selbst in den Präsidentenpalast ein: Der ultrarechte Ex-Militär ist als neuer Präsident Brasiliens vereidigt worden. Der 63-Jährige legte im Kongress seinen Amtseid ab. In seiner Antrittsrede vor den Abgeordneten kündigte er an, Brasilien "vom Joch der Korruption, der Kriminalität, der wirtschaftlichen Verantwortungslosigkeit und der ideologischen Unterwerfung" zu befreien.
Zuvor war er gemeinsam mit seiner Ehefrau Michelle in einem offenen Rolls Royce durch die Hauptstadt Brasilia gefahren. Seine Anhänger skandierten Bolsonaros Wahlkampfslogan: "Brasilien über alles, Gott über alles."
Reportage zur Amtseinführung von Bolsonaro
tagesthemen 23:15 Uhr, 01.01.2019, Marie-Kristin Boese, ARD Rio de Janeiro
Wie viele Besucher waren dabei?
Offenbar feierten weniger Anhänger als erwartet Bolsonaros Amtsantritt. Staatsbedienstete hatten prognostiziert, dass 500.000 Unterstützer nach Brasilia kommen würden. Große Teile des Gebiets um das Parlamentsgebäude waren jedoch leer, als Bolsonaro und seine Frau ankamen. Eine offizielle Schätzung zur Besucherzahl gibt es bislang nicht. Spätestens seit US-Präsident Donald Trump sind Besucherzahlen und Fotos von Amtseinführungen immer auch ein Politikum.
Trump gratulierte Bolsonaro via Twitter.
Der Fan von US-Präsident Trump ist einer von mehreren rechten Politikern, die rund um den Globus an die Macht gelangt sind, indem sie verbreitete Wut auf das Establishment ausgenutzt und radikalen Wandel versprochen haben.
Als Staatschef will Boslonaro in den kommenden vier Jahren die weit verbreitete Korruption in dem größten Land Südamerikas bekämpfen, die Kriminalität eindämmen und die Wirtschaft ankurbeln. Zu seinem Kabinett zählen der prominente Anti-Korruptionsermittler Sergio Moro und der ultraliberale Wirtschaftswissenschaftler Paulo Guedes.
Rassistische und frauen- und schwulenfeindliche Äußerungen
Der ehemalige Fallschirmjäger und langjährige Abgeordnete Bolsonaro hatte im Oktober die Präsidentschaftswahl gewonnen. Er ist berüchtigt wegen seiner rassistischen, frauen- und schwulenfeindlichen Äußerungen sowie seines unverblümten Lobes für die Militärdiktatur der Jahre 1964 bis 1985. Zuletzt hatte er angekündigt, keine weiteren Schutzgebiete für indigene Gemeinschaften auszuweisen und den Zugang zu Waffen zu erleichtern. Kritiker sehen in Bolsonaro daher auch eine Gefahr für die noch junge Demokratie Brasiliens.
Für seine Anhänger ist Boslonaro hingegen eine Art Hoffnungsträger. Angesichts grassierender Korruption und Kriminalität in Brasilien war es dem Hauptmann der Reserve gelungen, im vor allem über die sozialen Netzwerke geführten Wahlkampf das Image des hart durchgreifenden Saubermanns zu verbreiten und damit zu punkten.
Brasilien - Jair Bolsonaro als Präsident vereidigt
Anne Herrberg, ARD Buenos Aires
02.01.2019 07:44 Uhr
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