
Waldbrände in Brasilien Regierung will Abbrennen von Feldern verbieten
Stand: 29.08.2019 09:10 Uhr
Die brasilianische Regierung will angesichts der verheerenden Waldbrände im Amazonas-Gebiet das Abbrennen von Feldern in der Trockenzeit verbieten. Für die indigenen Gemeinschaften sollen jedoch Ausnahmen gelten.
In Brasilien und in den Nachbarländern lodern in dieser Trockenzeit wesentlich mehr Brände auf als in anderen Jahren. Die brasilianische Regierung hat nun Konsequenzen daraus gezogen und will in der für den Regenwald sensiblen Trockenphase das Abfackeln von Feldern, Laub- und Pflanzenresten nach ARD-Informationen verbieten.
Innerhalb von 60 Tagen sollen demnach keine Feuer mehr gelegt werden dürfen. Das Dekret soll noch heute im Amtsblatt veröffentlicht werden.
Ausnahmen für Selbstversorger
Für indigene Gemeinschaften sollen aber Ausnahmen gelten - insofern diese Selbstversorger seien, berichtete das Portal.
Seit Januar stieg die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 77 Prozent auf mehr als 83.000 Brände. Das meldete die brasilianische Weltraumagentur Instituto Nacional de Pesquisas Espacias (INPE).
Viele Feuer wurden offenbar von Farmern auf abgeholzten Flächen gelegt, um neue Weideflächen und Ackerland unter anderem für den Soja-Anbau zu schaffen. Von den Brandrodungen sind jedoch aufgrund der derzeitigen Trockenheit auch intakte Waldgebiete betroffen.
Bolsonaro unter Druck
Bolsonaro ist angesichts der Waldbrände international unter zunehmenden Druck geraten. Kritiker werfen der brasilianischen Regierung vor, nicht energisch genug gegen die Feuer vorzugehen. Der brasilianische Präsident ist eng mit der brasilianischen Agrarlobby verbündet und zweifelt den menschgemachten Klimawandel an.
Seine Politik habe den Boden dafür bereitet, dass Bauern, Bauunternehmer und andere Akteure in diesem Jahr aggressiver als bisher Feuer im Amazonas-Regenwald legten, um mehr Land mithilfe von Brandrodungen freizuräumen, das ohnehin in weiten Teilen bereits gerodet sei.
Waldbrände in Südamerika - Vorwürfe auch an die Regierung
tagesschau24 11:00 Uhr, 29.08.2019, Xenia Böttcher, ARD Mexiko
Länder planen eigene Umweltschutzkonferenz
Lateinamerikanische Länder wollen nun laut der brasilianischen Regierung selbst über Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen für das Amazonas-Gebiet beraten. Die geplante Umweltschutzkonferenz ist laut Bolsonaro für den 6. September datiert - Venezuela sei vom Treffen ausgeschlossen.
Die Länder wollen eine "eigene gemeinsame Strategie" ausarbeiten, wie die Umwelt erhalten und die Region nachhaltig gefördert werde. Chiles Staatschef Sebastián Piñera sagte, dass den lateinamerikanischen Ländern, die den Regenwald umfassen, die Souveränität über das Gebiet obliege und diese jederzeit anerkannt werden müsse. Damit spielte Piñera auf das internationale Hilfsangebot im Kampf gegen die Waldbrände an. Die G7-Staaten hatten 20 Millionen US-Dollar Soforthilfe zugesagt. Brasiliens Präsident Bolsonaro sprach davon, dass die Länder mit dem Hilfsangebot die Souveränität der Länder in Frage gestellt haben.
Zu den Bränden in Südamerika sendet das Erste heute einen Weltspiegel extra um 22:15 Uhr. Die ARD-Korrespondenten Matthias Ebert und Xenia Böttcher sind unterwegs in den Katastrophenregionen Brasiliens und Boliviens.
Bolsonaro verbietet das Abfackeln von Feldern
Ivo Marusczyk, ARD Buenos Aires
29.08.2019 07:07 Uhr
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