
Minen-Unglück in Brasilien Hunderte Tote nach Dammbruch befürchtet
Stand: 26.01.2019 20:20 Uhr
Die Chancen schwinden, in den Schlammmassen nach dem Dammbruch in Brasilien noch Überlebende zu finden. Rund 300 Menschen werden noch vermisst. Die Regierung kündigte eine Millionenstrafe gegen den Minenbetreiber an.
Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien haben Einsatzkräfte 40 Leichen aus den Schlammmassen geborgen - und die Zahl der Opfer dürfte weiter steigen. Rund 300 Menschen werden nach Angaben der Retter vor Ort noch vermisst, darunter viele Arbeiter der Mine. Hubschrauber kreisen über dem Gebiet nahe der Ortschaft Brumadinho.
Wut und Verzweiflung nach Minen-Unglück in Brasilien
tagesschau 13:15 Uhr, Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro zzt. Brumadinho
Aus der Vogelperspektive wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Die Schlammmassen wälzten sich kilometerweit über Teile des Minengeländes und ein Wohngebiet. Sie begruben teils ganze Häuser unter sich. Fernsehbilder zeigten dramatische Szenen: Einsatzkräfte aus einem Helikopter versuchten, eine Frau und einen Mann zu retten. Die Hilfesuchenden waren beide komplett mit Schlamm bedeckt. Der Mann stand bis zum Oberkörper im braunen Wasser und trug die Frau in Richtung der Retter.
Andere Aufnahmen zeigten Bagger in der Eisenerzmine Córrego de Feijao, bedeckt mit Schlamm, Steinbrocken und Ästen. Die Lawine schob Gütercontainer für das Eisenerz von Eisenbahngleisen.
Umweltministerium kündigt Strafe an
Das Unglück ereignete sich im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten Brasiliens, in der Nähe der Regionalhauptstadt Belo Horizonte, eine der wichtigsten Abbauregionen für Eisenerz weltweit. Präsident Jair Bolsonaro twitterte nach einem Besuch der Unglücksstelle: "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Opfern zu helfen, die Schäden gering zu halten, die Fakten zu ermitteln, für Gerechtigkeit zu sorgen und diese Tragödien für die Brasilianer und die Umwelt künftig zu verhindern."
Das Umweltministerium kündigte eine Strafe in Höhe von 250 Millionen Rais (58 Mio. Euro) gegen den brasilianischen Betreiber Vale an. Medienberichten zufolge sollten zur Sicherheit Vermögenswerte des Konzerns über eine Milliarde Rais blockiert werden.
Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman. Laut dem Bergbaukonzern hatte ein deutsches Unternehmen, nämlich der TÜV Süd, erst im September die Dämme und Rückhaltebecken des Bergwerks überprüft. Der TÜV habe nichts beanstandet.
"Nichts dazugelernt"
Der Vale-Konzern geriet bereits vor fünf Jahren in die Schlagzeilen. Damals ereignete sich ebenfalls in Minas Gerais ein ähnliches Unglück. In einem Eisenerzbergwerk brach ein Damm an einem Rückhaltebecken. Damals kamen 19 Menschen ums Leben. Es gab mehrere Anklagen und Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP.
Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge, bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe.
"Diese neue Katastrophe ist die traurige Konsequenz davon, dass die brasilianische Regierung und die Bergbauunternehmen nichts dazugelernt haben", sagte Nilo D’Ávila von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. "Das ist kein Unfall, sondern ein Umweltverbrechen, das bestraft werden muss."
Am Katastrophen-Bergwerk droht ein weiterer Dammbruch
Ivo Marusczyk, ARD Buenos Aires
27.01.2019 13:07 Uhr
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