
Rekord-Fluten in China Zehntausende fliehen vor Hochwasser
Stand: 20.08.2020 11:38 Uhr
In China sorgten Unwetter und heftiger Regen für Überschwemmungen. Betroffen sind vor allem Landesteile in Zentral- und Südchina. Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Unwetter, heftige Regenfälle und entsprechende Wassermassen sind die Menschen in Süd- und Zentralchina in den Sommermonaten gewöhnt. Doch das Ausmaß der Fluten dieses Jahr ist außergewöhnlich. "Das überflutete Gebiet ist so groß, der Zustand der Straßen ist so schlecht, dass wir weder mit Fahrzeugen noch Booten durchgekommen sind. Wir mussten die Leute zu Fuß aus ihren Wohnungen retten", sagte Polizeisprecher Zhang Yong aus der Provinz im chinesischen Fernsehen.
In mehreren Gebieten in Zentral- und Südchina traten Flüsse und Seen über die Ufer, Straßen, Felder und Wohnanlagen stehen unter Wasser. Auf Straßen taten sich große Löcher auf und Autos verschwanden einfach darin. Neben Sichuan sind vor allem die Landesteile Gansu und Chongqing betroffen.
In der Stadt Chongqing ist der Jangtse über die Ufer getreten. Polizei und Militär bringen Bewohnerinnen und Bewohner in Sicherheit. Nach Medienberichten mussten inzwischen weitere Zehntausende Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen.
UNESCO-Welterbe steht unter Wasser
Für große mediale Aufmerksamkeit in China sorgt die Hochwasserlage an einer riesigen Stein-Buddha-Skulptur nahe der Stadt Leshan. Die Skulptur ist mit 71 Metern die größte Stein-Buddha-Figur der Welt. Sie steht am Zusammenfluss dreier Flüsse in der Provinz Sichuan und gehört zum UNESCO-Welterbe. Zum ersten Mal seit Menschengedenken stehen die riesigen Füße des steinernen Buddhas im Wasser.
Angespannt ist auch die Lage an der Drei-Schluchten-Talsperre in Zentralchina: Das Hochwasser an der berühmten Talsperre steht nach Angaben der Behörden so hoch wie noch nie.
Staatschef Xi sagt Katastrophen den Kampf an
Bei einem Besuch in der ostchinesischen Provinz Anhui äußerte sich gestern Staats- und Parteichef Xi Jinping zu den Fluten, zumindest indirekt. "Die chinesische Nation kämpft seit Tausenden Jahren immer wieder gegen alle möglichen Katastrophen. Wir stellen uns diesem Kampf auch in Zukunft", sagte Xi. Harmonie zwischen Mensch und Natur sei zwar das Ziel und Naturgesetze ließen sich nicht ändern, erklärte der Parteichef weiter, aber man müssen Fähigkeiten entwickeln, um Katastrophen in den Griff zu bekommen.
Es ist eines der seltenen Male, dass ein Ausschnitt von Xis Rede im staatlichen Fernsehen gesendet wird. Sonst wird Chinas Staatschef von den Medien des Landes meistens nur gezeigt oder zitiert, zu hören ist er äußerst selten.
Nach Angaben der staatlichen Zeitung "Global Times" hat die Staats- und Parteiführung gestern weitere rund 55 Millionen Euro für die Fluthilfe bewilligt.
Rekord-Fluten in China
Steffen Wurzel, ARD Shanghai
20.08.2020 10:43 Uhr
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