
Coronavirus in China 56 Tote, fast 2000 Infizierte
Stand: 26.01.2020 10:42 Uhr
China hat ganze Städte abgeriegelt, um das Coronavirus zu stoppen. Doch der Erreger breitet sich aus. Die nationale Gesundheitsbehörde warnte vor einer steigenden Ansteckungsgefahr. Die USA kündigten an, ihre Bürger von dort auszufliegen.
Trotz drastischer Gegenmaßnahmen nach dem Ausbruch der neuen Lungenkrankheit in China gibt es immer mehr Todesfälle in der Volksrepublik. Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg inzwischen auf 56, wie die Nationale Gesundheitsbehörde des Landes mitteilte. Demnach haben sich 1975 Menschen in China mit dem Coronavirus angesteckt, der die neuartige Lungenkrankheit auslöst.
Zuletzt war von knapp 1400 Infizierten die Rede gewesen. Weltweit kommen nach bisherigen Informationen rund 30 bestätigte Fälle hinzu - unter ihnen drei Patienten in Frankreich, bei denen es sich um die ersten bekanntgewordenen Erkrankungen in Europa handelt.
Erkenntnisse der Behörden noch "begrenzt"
Chinas Nationale Gesundheitskommission warnt vor einer weiter steigenden Zahl von Krankheitsfällen. Die Übertragungsfähigkeit des Coronavirus nehme zu, sagt Kommissionschef Ma Xiaowei. Die Erkenntnisse der Behörden über das neuartige Virus seien aber noch begrenzt.
Klar sei allerdings, dass der Erreger auch während der Inkubationszeit übertragen werden könne. Diese Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit bei einer Person liege zwischen einem und 14 Tagen. Ab Montag will die Kommission jeden Morgen über die aktuelle Lage informieren.
Krisentreffen in Peking
Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping berief am Samstag in Peking ein Krisentreffen ein. Alle Ebenen von Partei und Regierung müssten dem Kampf gegen das Coronavirus höchste Priorität einräumen, sagte er laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Partei habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Teams würden in die Provinz Hubei entsandt, um die Arbeit vor Ort zu steuern.
Ab Montag will die Nationale Gesundheitskommission jeden Morgen über die aktuelle Lage informieren.
China stellt wegen des Coronavirus Millionenstädte unter Quarantäne
tagesthemen 23:15 Uhr, 25.01.2020, Tamara Anthony, ARD Peking
Die Provinzhauptstadt von Hubei, die Millionenmetropole Wuhan, ist besonders stark vom Coronavirus betroffen: Dort war der Erreger vor wenigen Wochen auf Menschen übergesprungen - vermutlich auf einem Tiermarkt. Wie Staatsmedien am Sonntag berichteten, sollen in der Stadt 24 allgemeine Krankenhäuser nun zusätzliche Betten für Patienten bereitstellen.
In der südchinesischen Provinz Guangdong müssen die Bewohner an öffentlichen Orten generell eine Gesichtsmaske tragen. Die Pflicht zum Mundschutz gilt unter anderem in Einkaufszentren, Hotels, Restaurants, Vergnügungsstätten, Parks, Friseurgeschäften, religiösen Stätten, Museen, Galerien, Bibliotheken und Wartehallen des öffentlichen Verkehrs, wie die Gesundheitsbehörden der Provinz anordneten.
Zwei neue Krankenhäuser werden gebaut
Wuhan hatte zuvor bereits im Eiltempo mit dem Bau von zwei neuen Krankenhäusern begonnen, die insgesamt eine Kapazität von 2300 Betten haben sollen. Das erste Hospital in Schnellbauweise soll am Montag in einer Woche erste Patienten aufnehmen, das zweite zwei Tage später.
Aus anderen Teilen Chinas wurden mehr als 1680 Ärzte und Pfleger nach Wuhan entsandt. Auch wurden 14 000 Schutzanzüge bereitgestellt. Der öffentliche Nah- und Fernverkehr, Zug- und Flugverbindungen wurden gestoppt, Ausfallstraßen gesperrt. Von heute an wird auch der gewöhnliche Autoverkehr in den großen Stadtbezirken Wuhans gestoppt.
Die Krankenhäuser der Stadt sind offenbar völlig überfordert. Nach offiziell unbestätigten Berichten werden Patienten zurückgewiesen, weil es nicht genug Personal und Betten gibt. Inzwischen wurden mehr als 40 Millionen Menschen in gut einem Dutzend Städten im Herzen Chinas weitgehend von der Außenwelt abgeschottet, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.
"Überraschend deutliche Kritik"
Überraschend deutliche Kritik an der Situation in China übte Hu Xijin, Chefredakteur der staatlichen Zeitung "Global Times". "Dieser Ausbruch hätte in einem Land wie China nicht passieren dürfen, das über fortschrittliche medizinische Standards und soziale Organisationsfähigkeiten verfügt", schrieb der Chef der sonst regierungstreuen Tageszeitung im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo.
"Ich persönlich glaube, dass die Stadt Wuhan und die nationalen Gesundheitsbehörden verantwortlich gemacht werden sollten." Die Kontrollfunktion der Medien sei in den vergangenen Jahren durch Behörden auf allen Ebenen immer weiter geschwächt worden, was Journalisten daran gehindert habe, den Virusausbruch weiterzuverfolgen.
USA fliegen Bürger aus Zentralchina aus
Angesichts der rasanten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus kündigten die USA an, ihre Bürger aus dem am stärksten von der Epidemie betroffenen Gebiet in Zentralchina auszufliegen. Es werde ein Flug arrangiert, um US-Behördenpersonal und weitere Staatsbürger aus Wuhan nach San Francisco zu bringen, teilte das US-Außenministerium mit. Der Flug sei für Dienstag geplant.
China-Virus: Führung zeigt Entschlossenheit, Virus-Notstand in Hongkong
Steffen Wurzel, ARD Shanghai
25.01.2020 11:58 Uhr
Video
Audio
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 26.01.2020 und vom 25.01.2020
- Alle Meldungen vom 26.01.2020 zeigen
- Alle Meldungen vom 25.01.2020 zeigen