
Corona-Pandemie Vorsichtige Lockerungen in Frankreich
Stand: 25.11.2020 01:11 Uhr
Frankreich hat einen der härtesten Lockdowns in Europa. Wer auf die Straße will, braucht einen triftigen Grund. Spaziergänge sind nur eine Stunde am Tag erlaubt, die meisten Geschäfte haben geschlossen. Doch damit ist bald Schluss.
Von Marcel Wagner, ARD-Studio Paris
Es ist während der Corona-Pandemie fast zur Gewohnheit geworden: Punkt 20 Uhr erklingt die Marseillaise, das Bild vom Pariser Élysée-Palast erscheint im Fernsehen. Dann wendet sich der Präsident ans Volk. Diesmal hatte er endlich wieder gute Nachrichten:
"Die Zahl der täglichen Covid-19-Infektionen ist stark zurückgegangen. Sie lag bei über 60.000 und ist im Schnitt der vergangenen Woche auf unter 20.000 gefallen. Nachdem wir zwischenzeitlich mehr Covid-Patienten in Krankenhäusern behandelt haben als auf dem Höhepunkt der ersten Welle, sinkt auch diese Zahl langsam", verkündete Emmanuel Macron und sparte nicht mit Lob für seine Landsleute. "Bei meiner letzten Ansprache haben wir noch schlimmere Zahlen befürchtet und konnten sie schließlich vermeiden. Auch weil unsere - Ihre - Anstrengungen sich ausgezahlt haben. Das Verantwortungsbewusstsein, dass sie an den Tag gelegt haben, es hat gewirkt!"
Einer der härtesten Lockdowns in Europa
Tatsächlich sind die Einschränkungen, denen die Französinnen und Franzosen seit gut vier Wochen unterworfen sind, gewaltig. Ausgangssperre, Homeoffice, geschlossene Geschäfte, das drückte besonders in der anbrechenden Vorweihnachtszeit vielen aufs Gemüt. Ab Samstag nun versprach der Präsident pünktlich zum ersten Adventswochenende ein - wenn auch kleines - Stück Normalität.
Zuallererst dürfen Ausflüge wieder im Umkreis von 20 Kilometern stattfinden und bis zu drei Stunden dauern. Außerschulische Aktivitäten für Kinder können wieder stattfinden, ebenso wie Gottestdienste mit maximal 30 Personen. "Und schließlich, endlich, dürfen auch alle Geschäfte wieder öffnen", so Macron.
Macron kündigt erste Lockerungen an
Vor allem den arg gebeutelten Geschäftsleuten dürfte bei diesen Ankündigungen ein Stein vom Herzen gefallen sein. Statt per Klick im Internet können Weihnachtseinkäufe nun also in Buchläden, Spielzeuggeschäften und Parfümerien gemacht werden. Ein kleiner Trost - wenn auch nicht für alle. Denn, so betonte der Präsident immer wieder, die Corona-Lage sei keineswegs stabil. Der Fehler vom vergangenen Sommer, das Land und die Wirtschaft vorschnell umfassend zu öffnen und dadurch ein schnelles Wiederaufflammen der Infektionszahlen zu riskieren, solle sich keineswegs wiederholen.
Das bedeutet: Restaurants, Bars und Sportstudios müssen noch mindestens bis zum 20. Januar warten und dürfen auch dann erst wieder loslegen, wenn trotz der Feiertage die Zahlen niedrig bleiben. Denn mit Blick auf Weihnachten, so der Präsident, werde es ab dem 15. Dezember - ebenfalls niedrige Infektionszahlen vorausgesetzt - eine weitere Etappe geben: "Die Ausgangssperre kann dann aufgehoben werden. Man kann also wieder durchs Land reisen und Weihnachten mit der Familie verbringen." Auch wenn es Weihnachtsferien so wie sonst sicherlich nicht geben werde.
Für die extrem wichtige Tourismus- und die Gastronomiebranche war das eine bittere Nachricht, die der Präsident aber immerhin mit weiteren, immensen Finanzhilfen zu versüßen versprach. Schließlich hatte er schon im Frühjahr angekündigt, dass niemand auf der Strecke bleibe, egal wie teuer das werde. Ein Versprechen, dass er nun noch einmal erneuerte: "Koste es was es wolle, war nicht irgendeine Formel. Sie wird zu Taten und zur Tatsache."
Frankreich: Erste Corona-Lockerungen ab Samstag
Marcel Wagner, ARD Paris
25.11.2020 05:52 Uhr
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