
Welthungerhilfe zu Ostafrika Heuschrecken könnten Jahre bleiben
Stand: 08.03.2020 12:33 Uhr
Heuschreckenschwärme hinterlassen kahle Felder in Ostafrika: Die Welthungerhilfe befürchtet eine Hungerkrise in der Region. Entwicklungshilfeminister Müller sprach von der "größten Plage seit Jahrzehnten".
Die deutsche Welthungerhilfe warnt vor gravierenden Folgen der Heuschreckenplage in Afrika. "Die Sorge ist, dass die Entwicklungsarbeit von Jahren zunichte gemacht werden", sagte die Präsidentin Marlehn Thieme der Nachrichtenagentur dpa. "Ob die Vorbereitungen ausreichen, den 'Worst case' tatsächlich zu bewältigen, das muss man bezweifeln."
Zum schlimmsten möglichen Fall für das stark betroffene Kenia sagte Thieme: "Der 'Worst case' wäre, dass sich die Heuschreckenschwärme in den fruchtbaren Teilen Kenias einnisten und dort zumindest für zwei, drei Jahre ihr Unwesen weiter treiben." Erst dann wären nach Thiemes Einschätzung genug Pestizide und Herbizide versprüht worden, um der Plage Herr zu werden: "Aber die Kosten werden immens sein. Und in der Zeit wird man große Teile Kenias, die von Mangel- oder Fehlernährung bis hin zu Hunger betroffen sind, mit internationaler Hilfe versorgen müssen."
Im Moment gibt es dafür laut Thieme ausreichend Lebensmittelvorräte. Doch die Reserven würden von Jahr zu Jahr schwanken. Viel werde davon abhängen, wie die nächsten Ernten in anderen Ländern aussähen.
Müller: Mehr Einsatz im Kampf gegen Heuschrecken
Angesichts der Heuschreckenplage rief Bundesentwicklungsminister Gerd Müller die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen zu mehr Engagement auf: "Sie muss jetzt entschlossen handeln, um eine Ausbreitung der Schwärme zu verhindern." Die Heuschreckenplage werde total unterschätzt, so Müller weiter. Sie sei die größte Plage seit Jahrzehnten: "Manche sagen sogar seit Menschengedenken".
Deutschland hat der FAO bereits 20 Millionen Euro für humanitäre Maßnahmen zur Verfügung gestellt. Zudem unterstützt Deutschland 2020 auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mit weiteren sechs Millionen Euro. "Die Heuschreckenplage darf nicht zu einer neuen Hungersnot und Vertreibung führen. Die Menschen brauchen Lebensmittel, Saatgut und Viehfutter, um ihr Überleben sichern zu können", betonte Müller.
FAO: 500.000 Hektar Land betroffen
Die FAO bezeichnete die Situation in Afrika als "extrem alarmierend". Betroffen seien Kenia, Somalia, Äthiopien, Uganda, der Kongo, der Sudan, der Südsudan und Eritrea. Laut Schätzungen sind bereits 500.000 Hektar Land betroffen, die kahl gefressen und nicht mehr bewirtschaftbar seien. "Das Dramatische ist die Voraussage, dass die Schwärme noch zwanzig Mal größer werden können", warnte Müller.
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