
Heuschreckenplage in Ostafrika Somalia ruft den Notstand aus
Stand: 04.02.2020 02:20 Uhr
Die Heuschreckenplage in Ostafrika nimmt immer größere Ausmaße an. Nun hat Somalia den Notstand ausgerufen, da die ohnehin instabile Versorgungslage bedroht sei.
Von Antje Diekhans, ARD-Studio Nairobi
Wo sich ein Heuschreckenschwarm über Felder hermacht, bleibt nichts mehr stehen. 30 bis 40 Millionen Insekten fressen alles ab, was grün ist. Tonnen an Nahrungsmitteln werden so in kürzester Zeit vernichtet. Dominique Burgeon von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen spricht von massiver Zerstörung.
Somalia hat wegen der Heuschreckenplage am Wochenende den Notstand ausgerufen. Die ohnehin instabile Versorgungslage sei bedroht, erklärte das Agrarministerium. Das Land am Horn von Afrika hat keine funktionierende Regierung. Die radikal-islamische Shabaab-Miliz kontrolliert große Gebiete. Viele Menschen hungern schon jetzt.
Ein Großteil der Ernten ist vernichtet
In den vergangenen Monaten gab es einen Wechsel von Dürrezeiten und starken Überschwemmungen. Ein Großteil der Ernten ist vernichtet. Die Heuschrecken könnten sich über die Reste hermachen. Außer Somalia sind auch Äthiopien und Kenia von der Heuschreckenplage betroffen.
"Wir sind in einer Region, in der elf Millionen Menschen in den drei Ländern schon jetzt von Mangelernährung bedroht sind. Darum müssen wir alles unternehmen, um eine Verschlechterung zu verhindern", sagt Burgeon. Das Mittel der Wahl: Versprühen von Pestiziden aus der Luft. Das sei das einzige, was noch wirken könne.
Optimale Bedingungen für Heuschreckenvermehrung
In Kenia sind Kleinflugzeuge unterwegs. Doch schon hier sei der Kampf gegen die Heuschrecken schwierig, erzählt Dionisia M’Eruaki, die Vertreterin des Landwirtschaftsministeriums: "Die Wüstenheuschrecken sind keine normale Plage. So etwas haben wir vorher nicht erlebt und waren nicht vorbereitet. Wir haben dann diskutiert, welche Chemikalien wir nehmen. Bei den ersten Versuchen haben sie nicht gegen die Heuschrecken gewirkt."
Inzwischen werden andere Pestizide eingesetzt. Aber es gibt nicht genügend Flugzeuge, um sie zu versprühen. Die Heuschrecken vermehren sich immer weiter. Tausende von ihnen sitzen am Boden und paaren sich. Weil es weiter für die Jahreszeit ungewöhnlich viel regnet, herrschen für die Eier der Weibchen optimale Bedingungen. Sie können sich in der warmen feuchten Erde gut entwickeln.
Heuschreckenplage in Ostafrika: Somailia ruft Notstand aus
tagesschau 14:00 Uhr, 04.02.2020, Norbert Hahn, ARD Nairobi
Es kann noch Hundertfach schlimmer werden
In Somalia, wo nicht mal Sprühflugzeuge unterwegs sind, noch mehr als in den Nachbarländern. Die Vereinten Nationen befürchten, dass die Schwärme bis Juni um das 500-fache anwachsen könnten. Für die Landwirtschaft eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
Heuschreckenplage in Ostafrika - Somalia ruft Notstand aus
Antje Diekhans, WDR
03.02.2020 19:06 Uhr
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