
Mobilfunkriese Huawei Charme-Offensive gegen die Skepsis
Stand: 19.11.2019 09:54 Uhr
Die USA haben eine Ausnahmeregelung für Geschäfte mit dem chinesischen Mobilfunkkonzern Huawei verlängert. Der versucht, mit einer Charme-Offensive seine 5G-Technik zu verkaufen.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Im südchinesischen Shenzhen ist die neue superschnelle Funktechnik 5G schon im Einsatz, zumindest in einem Vorführraum auf dem Firmengelände von Huawei. Besucher können auf einem Display eine Unterschrift zeichnen, ein Roboter graviert den handschriftlichen Namen dann per Laser auf ein kleines Metallplättchen. Übertragen werden die Merkmale der Unterschrift per 5G-Funkleitung.
OP aus der Ferne
Auch ein ferngesteuertes Operationsset für Krankenhäuser der Zukunft wird hier vorgeführt: Damit könnten Patienten in entlegenen Gebieten operiert werden, von einem Chirurgen, der ganz woanders sitzt und Operationsbestecke wie Endoskop und Skalpell per Fernsteuerung bedient. Die Daten werden per 5G übertragen, mit minimaler Verzögerung.
Das chinesische Technologie-Unternehmen ist stolz darauf, was es in Sachen 5G erreicht hat: Keine andere Firma auf der Welt hat so viele Patente angemeldet im Bereich der neuen Funktechnik wie Huawei. Unternehmenschef Ren Zhengfei tritt entsprechend selbstbewusst auf: "Nach meiner Ansicht ist Deutschland technisch wirklich auf uns angewiesen", sagt er. "Denn Dinge wie Künstliche Intelligenz sind sehr wichtig für Deutschlands Streben nach einer Vernetzten Industrie 4.0."
Internationales Misstrauen
Doch international wird der Mobilfunkriese misstrauisch beäugt: von Geheimdiensten, Sicherheitsexperten und Politikern. Denn Huawei ist zwar ein privates Unternehmen, aber wie alle großen Firmen in China ist es indirekt abhängig von Chinas Staats- und Parteiführung. Das sei bei einem so sensiblen Thema wie Funknetztechnik potenziell gefährlich.
Vor allem die US-Regierung warnt vor möglicher Spionage oder gar Sabotage durch Huawei-Bauteile. Ihr Hauptargument: Weil das immer autokratischer werdende China eben kein Rechtsstaat sei, sei Huawei nicht wirklich sicher vor politischer Einflussnahme durch die Kommunistische Führung in Peking. Auch in Deutschland wächst parteiübergreifend das Misstrauen gegenüber Huawei. Das Unternehmen weist entsprechende Anschuldigungen strikt zurück.
Huawei-Management gibt sich unpolitisch
Huawei-Mitarbeiter Mathi Gopal ist am Firmensitz in Shenzhen für den Bereich Finanztechnik zuständig. Gerade begleitet er eine Besuchergruppe durch den 5G-Präsentationsraum: Es handelt sich um eine Delegation der thailändischen Zentralbank.
Auch wenn sich das Huawei-Management unpolitisch gibt: Hinter den Kulissen ist die Firma enorm aktiv in Sachen politischer Meinungsmache. Huawei hat eine weltweite Charme-Offensive gestartet, um sein Image aufzubessern. Auf der ganzen Welt beschäftigt das chinesische Unternehmen Lobbyisten und PR-Experten. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist hochprofessionell.
"Diskussion den Politikern überlassen"
Firmenchef Ren Zhengfei gibt sich in Interviews als weitgehend unpolitischer Geschäftsmann. Zur nun auch in Deutschland geführten Diskussion über mögliche Einflussnahme der chinesischen Führung auf Huawei will sich der 75-Jährige nicht direkt äußern. "Wir sollten diese Art von Diskussion den Politikern überlassen", rät er. "Als Technologie-Unternehmen liegt unsere Verantwortung darin, gute und sichere Produkte herstellen. Das ist unser Hauptziel. Wir sind nicht in einer Position und haben auch nicht die Kapazität, um uns in politische Diskussionen einzumischen."
China: Huawei-Konzern kämpft um internationales Vertrauen
Steffen Wurzel, ARD Shanghai, zzt. Shenzhen
19.11.2019 09:41 Uhr
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