
Impeachment-Anhörung Sondland bringt Trump in Schwierigkeiten
Stand: 21.11.2019 05:29 Uhr
Der von US-Präsident Donald Trump eingesetzte EU-Botschafter Sondland hat mit seinen Aussagen in der Impeachment-Voruntersuchung einen Flächenbrand rund um das Weiße Haus ausgelöst.
Von Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Es war die große Überraschung, die Bombe, auf die alle gewartet hatten, der Wendepunkt womöglich. Als Gordon Sondland mit seinem Eingangsstatement fertig war, mussten sich, so schien es, alle erst einmal sammeln. Adam Schiff, der Vorsitzende des Ausschusses, sprach - etwas erschöpft - von einer Menge an neuem Material, das die Abgeordneten nun durchgehen müssten.
Eine Menge an neuem Material: Das war ziemlich untertrieben. Gordon Sondland, der US-Botschafter bei der Europäischen Union, vom Präsidenten selbst eingesetzt, hatte ganz offenbar für sich beschlossen, sich nicht auf Gedächtnislücken zu berufen, sondern seine Wahrheit zu verkünden. Und das tat er mit großem Selbstbewusstsein.
Jan Philipp Burgard, ARD Washington, über mögliche politische Konsequenzen aus den Anhörungen
nachtmagazin 00:00 Uhr, 21.11.2019
Erste Botschaft: Ja, es gab ein "quid pro quo", also ein "gib du mir was, dann geb ich dir was", und zwar in Bezug auf ein Telefonat und einen Besuch im Weißen Haus.
Sondland: Es gab ein Quid pro Quo
Der neue ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, so schilderte es Sondland, wollte sich dringend mit Präsident Trump treffen. Ein Wunsch, den Trump auch zunächst unterstützte, dann aber mit einer Bedingung verband. Erst sollte Selenskyj öffentlich ankündigen, dass er Ermittlungen aufnehmen würde, unter anderem in Sachen Korruption beim Energiekonzern Burisma. Das ist die Firma, für die Hunter Biden arbeitete, der Sohn von Joe Biden, dem früheren Vizepräsidenten und politischen Gegner von Trump.
Dass mit den Ermittlungen gegen Burisma tatsächlich Ermittlungen gegen die Bidens gemeint waren, das will Sondland damals aber nicht erkannt haben, das sei ihm erst später klar geworden.
US-Botschafter Sondland erhebt schwere Vorwürfe gegen Präsident Trump in der Ukraine-Affäre
tagesthemen 22:15 Uhr, 20.11.2019, Jan Philipp Burgard, ARD Washington
Sondland: Alle haben davon gewusst
Treibende Kraft hinter diesem "quid pro quo" sei Rudy Giuliani gewesen, Trumps persönlicher Anwalt. Wenn die Diplomaten etwas wissen wollten in Sachen Ukraine, hieß es vom Präsidenten, redet mit Giuliani. Den Diplomaten war das gar nicht recht, behauptete Sondland, aber:
"Herr Giuliani drückte die Wünsche des Präsidenten aus, und wir wussten, dass ihm die Ermittlungen wichtig waren."
Wir, das war eine weitere explosive Enthüllung, das sollen auch Außenminister Mike Pompeo und Vizepräsident Mike Pence gewesen sein. Alle hätten es gewusst, behauptete Sondland - was die Minister Pompeo und Pence dementierten.
Trump sieht sich komplett entlastet
Eines aber konnte Sondland nicht liefern, und das ist das, worauf sich die Republikaner nun stürzen: den Beweis, dass Trump angeordnet hat, die Militärhilfe an Ermittlungen zu koppeln. Im Gegenteil, Trump habe ihm gesagt, er wolle nichts von der Ukraine, er wolle keine Gegenleistung. Was der Präsident am Abend noch bestätigte. Er hatte sich das mit schwarzem Filzer auf einen Zettel geschrieben.
Präsident Trump fühlt sich komplett entlastet, für ihn ist das Amtsenthebungsverfahren damit beendet, "it´s over", behauptete er später noch.
Von wegen, sagen die Demokraten. Sie glauben nach dem gestrigen Tag erst recht, dass sie genügend Material haben, um zu beweisen, dass Trump sein Amt missbraucht hat.
Heute schon geht es mit den nächsten Anhörungen weiter.
Zeuge bei Impeachment-Anhörungen belastet Trump
Arthur Landwehr, ARD Washington
20.11.2019 17:52 Uhr
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