
Corona-Krise Indien verlängert Ausgangssperre
Stand: 02.05.2020 11:11 Uhr
In Indien steigt die Zahl der Infizierten trotz des Lockdowns weiter an. 1,3 Milliarden Staatsbürger müssen zwei weitere Wochen zu Hause bleiben. Regional gelten allerdings unterschiedlich strenge Restriktionen.
Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Studio Neu-Delhi
Die weltgrößte Ausgangssperre bleibt bestehen. Die indische Regierung hat die Maßnahmen gegen des Ausbreitung des Coronavirus um weitere zwei Wochen nach dem 3. Mai verlängert.
Das ganze Land wurde in unterschiedliche Zonen eingeteilt, entsprechend der Verbreitung von Corona-Fällen. In den roten Zonen, den Hotspots der Infektion, gelten weiterhin sehr strikte Regeln. In orangenen und grünen Zonen, in denen mindestens drei Wochen lang keine neuen Fälle aufgetreten sind, soll es Lockerungen geben. Delhi, Mumbai und andere Millionenmetropolen auf dem indischen Subkontinent gehören zu den roten Zonen.
Kein Flug- und Zugverkehr
Der Flug- und Zugreiseverkehr im ganzen Land ist weiterhin eingestellt. Schulen, Hotels, Restaurants und Einkaufszentren sowie Tempel, Kirchen und Moscheen bleiben geschlossen.
Der Transport von Waren hingegen ist erlaubt, um die Versorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Auch die Produktion von wichtigen Gütern wie Medikamenten sei möglich, hieß es in der Mitteilung des Innenministeriums.
Kleine Betriebe von Schließung bedroht
Der seit sechs Wochen andauernde Lockdown, wie die Ausgangssperre in Indien genannt wird, hat unter anderem die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Indien in Bedrängnis gebracht. Den Eigentümern kleiner Geschäfte und Produktionsstätten, die sich in den vergangenen Jahren mühsam eine kleine Existenz aufgebaut haben, droht nun der Absturz in die Armut.
Vishal Sood betreibt in Delhi eine kleine Druckerei, die er von seinem Vater übernommen hat. Nun weiß er nicht, wie er die Gehälter seiner 25 Mitarbeiter bezahlen soll. "Es sieht wirklich schlecht aus. Die Wirtschaft lief ohnehin schon länger nicht besonders gut, auch ohne Corona", sagte er. "Aber jetzt liegt alles am Boden. Ich habe gerade noch genug Geld, um für die nächsten ein bis zwei Monate die Fixkosten zu zahlen.
Die indische Regierung hat angekündigt, Kreditbürgschaften für kleine und mittlere Unternehmen zu gewähren. Immerhin machten diese Betriebe rund ein Viertel der Wirtschaftsleistung des Landes aus, so Nitin Gadkari, der zuständige Minister.
"Das sind zweifellos sehr schwierige Zeiten für kleine und mittlere Unternehmen. Sie generieren 29 Prozent unseres Wirtschaftswachstums und fast die Hälfte unseres Exportvolumens. 110 Millionen Jobs hängen an den mittelständischen Betrieben. Wir kämpfen hier zwei Kriege, einen gegen das Virus und einen gegen den Absturz der Wirtschaft", sagt Gadkari.
Offiziell 1200 Corona-Tote
Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Unter den rund 1,3 Milliarden Staatsbürgern gibt es nach Angaben des indischen Gesundheitsministeriums mehr als 35.000 bekannte Corona-Fälle, mehr als 1200 Infizierte sind bislang gestorben.
Trotz der strikten Ausgangssperre steigt die Zahl der Infektionen in Indien weiter an. Doch die sogenannte Verdopplungszahl liegt jetzt bei zwölf Tagen, die Ausbreitung hat sich verlangsamt.
Corona-Ausgangssperre in Indien verlängert
Bernd Musch-Borowska, ARD Neu-Delhi
02.05.2020 10:50 Uhr
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