
Kulturvermittlerin im Irak Deutsche in Bagdad entführt
Stand: 21.07.2020 12:41 Uhr
Unbekannte haben in der irakischen Hauptstadt Bagdad die deutsche Kulturvermittlerin Hella Mewis entführt. Dies bestätigte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums. Sicherheitskräfte suchten nach der Frau.
Das irakische Innenministerium hat die Entführung der deutschen Kuratorin und Kulturvermittlerin Hella Mewis durch Unbekannte in Bagdad bestätigt. Ein Sprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass Sicherheitskräfte auf der Suche nach der Frau sind.
Derzeit ist der Informationsstand recht unklar: "Wir wissen nicht, wer sie entführt hat", sagte ihre Freundin, die Aktivistin Sirka Sarsam von der Nichtregierungsorganisation Burj Babel. Derzeit würden Aufzeichnungen von Überwachungskameras untersucht.
Aktivisten sprechen von bewaffneten Entführern
Bewaffnete Männer sollen Mewis laut Aktivisten am Montagabend im zentral gelegenen Stadtteil Abu Nawas in ihre Gewalt gebracht haben. Das schrieb Ali al-Bajati, Mitglied der vom Parlament gewählten Menschenrechtskommission, auf Twitter.
In Abu Nawas liegt das Kulturinstitut Bait Tarkib, an dessen Aufbau Mewis arbeitete. In der Gegend unweit des Flusses Tigris liegen auch verschiedene Regierungsgebäude.
Stecken politische Widersacher hinter Entführung?
In den zurückliegenden zehn Jahren organisierte Mewis mehrfach Festivals, unter anderem für das Kulturinstitut. Auch mit dem deutschen Goethe-Institut arbeitete Mewis zusammen.
In letzter Zeit engagierte sie sich außerdem politisch. So nahm sie an Protesten teil, die sich im Herbst des vergangenen Jahres gegen Korruption und Misswirtschaft, gegen iranische Einflussnahme im Irak und die Machtaufteilung zwischen den religiösen Gruppen wandten.
Daher heißt es nun auch aus Bagdad, dass möglicherweise politische Widersacher hinter der Entführung steckten.
Förderung junger Künstler
Mewis wurde in Berlin geboren und lebt seit mehreren Jahren in Bagdad. Dort fördert sie die Arbeit junger irakischer Künstler im Kulturinstitut Bait Tarkib - das übersetzt so viel heißt wie "Haus der Installation". Das Haus wurde 2015 gegründet. Zeitweise war Mewis auch für das Goethe-Institut tätig.
Mewis habe gute Beziehungen zu Künstlern, Intellektuellen und Demonstranten im Irak und habe dort seit 2010 zu vielen Veranstaltungen beigetragen, berichtete ihre Freundin Sarsam. Ein Bekenntnis zur Entführung gab es zunächst nicht.
Mit Informationen von Björn Blaschke, ARD-Studio Kairo.
Deutsche Kulturvermittlerin Hella Mewis im Irak entführt
Björn Blaschke, ARD Kairo
21.07.2020 12:27 Uhr
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