
Iran Protest nach Benzinpreis-Verdopplung
Stand: 16.11.2019 21:29 Uhr
Nach einer drastischen Preiserhöhung kostet im Iran ein Liter Benzin umgerechnet zwölf Cent. Für die Menschen ein Grund zum Protest: Landesweit gingen Menschen auf die Straße, es kam zu Ausschreitungen.
Weil sich über Nacht die Benzinpreise verdoppelt hatten, ist es im Iran zu landesweiten Protesten gekommen. Aufgebrachte Demonstranten blockierten vielerorts den Verkehr und gerieten vereinzelt auch mit der Polizei aneinander. Berichten zufolge wurde mindestens eine Person getötet. Die Polizei habe sich Straßenschlachten mit Randalierern geliefert und Tränengas eingesetzt, um die Menge zu zerstreuen, berichtete das staatliche Fernsehen.
Landesweite Proteste im Iran
tagesschau 20:00 Uhr, 17.11.2019, Katharina Willinger, ARD Istanbul
Die Staatsanwaltschaft will gegen die Demonstranten hart durchgreifen. "Die Unruhestifter werden definitiv vom Ausland gelenkt und ihre Aktionen sind illegal und kriminell (...), daher werden wir gegen sie auch konsequent vorgehen", sagte Generalstaatsanwalt Mohammed Dschafar Montaseri.
Die Bürger sollten sich von diesen Unruhestiftern fernhalten, um sich nicht auch strafbar zu machen, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna. Die politische Führung des Landes kam zu einer Sondersitzung in Teheran zusammen.
Zwölf Cent pro Liter
Auslöser der Proteste war die Entscheidung von Präsident Hassan Rouhani, ab Freitag um Mitternacht staatliche Beihilfen aufzugeben, die den Benzinpreis niedrig hielten, und das Geld stattdessen für Sozialausgaben zu verwenden. Die Benzinpreise stiegen damit innerhalb eines Tages um 50 Prozent auf umgerechnet rund zwölf Cent. Zudem wurde die Ausgabemenge rationiert - auf maximal 60 Liter pro Monat, wie staatliche Medien berichteten. Danach müsste man 26 Cent pro Liter zahlen.
Nach Medienberichten gab es am Freitag und Samstag neben friedlichen Protesten auch einige Krawalle. In Teheran stellten viele Autofahrer aus Protest einfach ihre Wagen ab und blockierten so die Straßen der Hauptstadt. In einigen Städten soll die Polizei auch Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt haben. Auf den sozialen Medien wurden Videos von brennenden Tankstellen gepostet.
Angst vor weiteren Preiserhöhungen
Viele Iraner betrachten billiges Benzin als ihr angestammtes Recht in dem erdölreichen Land. Die Preiserhöhung nährt zudem Befürchtungen, dass der Lebensstandard weiter sinkt. In der Vergangenheit waren nach einer Preiserhöhung auf Treibstoff auch andere Waren teurer geworden. Die Behörden versichern dagegen, dass die zusätzlichen Einnahmen verwendet würden, um Familien in Not zu helfen.
Iran: Tote bei Protesten gegen Benzinpreise
Christian Buttkereit, ARD Istanbul
17.11.2019 22:51 Uhr