
Wahl im Iran Chamenei greift ausländische Medien an
Stand: 23.02.2020 13:34 Uhr
Im Iran ist die Wahlbeteiligung mit 42 Prozent so niedrig gewesen wie noch nie nach der Islamischen Revolution 1979. Das geistliche Oberhaupt Chamenei hat dafür einen Schuldigen gefunden.
Irans geistliches Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, hat ausländischen Medien eine "Propaganda"-Kampagne vorgeworfen, um die iranische Bevölkerung von einer Teilnahme an der Parlamentswahl abzuhalten. "Die Medien haben nicht die geringste Gelegenheit ausgelassen, um die Leute zu entmutigen, wählen zu gehen", erklärte Chamenei auf seiner offiziellen Website.
Die "Propaganda" habe vor einigen Monaten begonnen, habe sich mit dem näher rückenden Termin intensiviert und besonders "in den letzten beiden Tagen unter dem Vorwand einer Krankheit und eines Virus", erklärte Chamenei mit Verweis auf das Coronavirus, an dem im Iran seit Mittwoch acht Menschen starben.
Wahlbeteiligung bei 42 Prozent
Nach Angaben des iranischen Innenministers Abdolresa Rahmani Fasli betrug die Wahlbeteiligung 42,57 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit der Islamischen Revolution 1979. Der iranische Wächterrat hatte mit mindestens 50 Prozent gerechnet.
Die Behörden hatten die Wahllokale am Freitag sechs Stunden später geschlossen als geplant, um noch möglichst vielen Iranern eine Stimmabgabe zu ermöglichen. Die Wahl und vor allem die Wahlbeteiligung gelten als Stimmungstest für den Rückhalt der Führung in der Bevölkerung.
Viele junge Iraner gingen nicht wählen
Besonders viele junge Anhänger des moderaten Lagers wollten aus Enttäuschung über die politische Führung gar nicht erst zur Abstimmung gehen. Zudem waren Tausende moderate Kandidaten zuvor von der Wahl ausgeschlossen worden.
Noch heute will das Innenministerium das Endergebnis der Parlamentswahl verkünden. Teilergebnissen zufolge zeichnete sich wie erwartet ein deutlicher Sieg der Konservativen ab.
Mit Informationen von Karin Senz, ARD-Studio Istanbul, zzt. Teheran
Chamenei macht ausländische Medien für niedrige Wahlbeteiligung verantwortlich
Karin Senz, ARD Istanbul
23.02.2020 10:21 Uhr
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