
Verschärfte Ausgangssperre "Wir machen das, weil wir Italien lieben"
Stand: 22.03.2020 02:03 Uhr
Italien muss an einem Tag 800 Corona-Tote beklagen - und verschärft umgehend die Regeln: Alle nicht lebensnotwendigen Betriebe müssen schließen. Premier Conte sendet Durchhalteparolen an die Bürger.
Von Lisa Weiß, ARD-Studio Rom
Es sei die schlimmste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, sagt Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte in seiner Videobotschaft an die Bürger. Als sie spätabends online geht, sind nur wenige Stunden vergangen seit der täglichen Hiobsbotschaft des italienischen Zivilschutzes: Fast 800 neue Tote waren es diesmal. So viele Corona-Infizierte waren noch nie zuvor innerhalb von 24 Stunden in Italien gestorben.
Das seien schmerzliche Nachrichten, sagt Conte. "Der Tod von so vielen Mitbürgern ist ein Schmerz, der jeden Tag wiederauflebt. Wegen der Werte, mit denen wir groß geworden sind, wegen der Werte, die wir auch heute noch teilen, sind diese Toten keine einfachen Nummern."
Italien weltweit am schwersten von Corona-Krise betroffen
22.03.2020, Michael Schramm, ARD Rom
Noch weniger Menschen sollen auf die Straße
Die strikten Ausgangsbeschränkungen, die anderen Maßnahmen, mit denen Italien seit Wochen verzweifelt versucht, die Ausbreitung des Virus einzudämmen - all das brauche Zeit, bis es seine Wirkung entfalte, sagt Conte. Ihm sei klar, wie schwerwiegend die Einschränkungen schon jetzt seien. Aber man habe keine Alternative, wenn Italien durchhalten wolle:
"Heute haben wir beschlossen, einen weiteren Schritt zu gehen. Die Regierung hat die Entscheidung getroffen, im ganzen Land alle Betriebe zu schließen, die nicht absolut notwendig, entscheidend und unverzichtbar sind, um die Grundversorgung zu sichern."
Das Ziel ist: Noch weniger Menschen sollen auf die Straße, sollen sich in der Arbeit oder auf dem Weg dorthin anstecken. Wer im Home-Office arbeiten kann, darf das aber weiterhin.
Conte: "Gemeinsam schaffen wir das"
Offen bleiben sollen unter anderem Apotheken, Banken, die Post und natürlich Supermärkte. Da betont der Ministerpräsident: "Wir planen keine Einschränkungen bei den Öffnungszeiten der Supermärkte, ich fordere alle dazu auf, Ruhe zu bewahren. Es gibt keinen Grund für Hamsterkäufe."
Schon jetzt bilden sich vor Supermärkten meterlange Schlangen - die Menschen haben Angst, auch weil einige Regionen in Italien die Ladenöffnungszeiten schon in Eigenregie verkürzt haben.
Wohl auch angesichts dieser Verunsicherung appelliert Conte am Ende seiner Rede noch einmal an die Italiener durchzuhalten - um Leben zu schützen: "Wir verzichten auf unsere liebsten Gewohnheiten. Wir machen das, weil wir Italien lieben", sagt er. "Aber wir verzichten nicht auf den Mut und auf die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Gemeinsam schaffen wir das."
Italien schließt alle nicht versorgungsrelevanten Betriebe
Lisa Weiß, ARD Rom
22.03.2020 09:55 Uhr
Audio
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 22.03.2020 und vom 21.03.2020
- Alle Meldungen vom 22.03.2020 zeigen
- Alle Meldungen vom 21.03.2020 zeigen