
Überschwemmungen in Japan "Wasser wurde einfach nicht weniger"
Stand: 06.07.2020 07:27 Uhr
Nach den schweren Überschwemmungen im Südwesten Japans mit mehr als 40 Toten suchen Rettungskräfte nach Vermissten. Wo das Wasser weicht, bleiben Chaos - und verzweifelte Menschen. Und es regnet weiter.
Von Kathrin Erdmann, ARD-Studio Tokio
Wo am Freitag noch eine Straße verlief, steht heute das Straßenschild zur Hälfte unter Wasser. An einer anderen Stelle hat es einen Baum entwurzelt - er klebt zur Hälfte an einer Straßenbefestigung, zur Hälfte blockiert er die Durchfahrt. Aus Gullis, wo das Wasser eigentlich abfließen soll, sprudelt es an einigen Stellen heraus.
Und noch immer ist der Himmel auf der südlichen japanischen Insel Kyushu wolkenverhangen, es regnet weiterhin. Wo sich das Wasser zurückgezogen hat, ist eine braune Schlammschicht geblieben.
So viel Regen
Eine Frau steht mit Gummistiefeln ihrem Haus und begutachte die Schäden. "Ich bin sprachlos. Der Schock sitzt noch tief. Das Wasser wurde einfach nicht weniger", erzählt sie im japanischen Fernsehen. Innerhalb von kurzer Zeit war in einigen Regionen so viel Regen niedergegangen, dass ein Fluss über die Ufer trat und ganze Ortschaften unter Wasser setzte. Luftbilder zeigen Häuserdächer, die aus einer braunen Brühe herausschauen.
Viele Menschen wurden von den Fluten völlig überrascht, so wie dieser Mann: "Durch Erde und Sand ist das Schlafzimmerfenster richtig laut kaputtgegangen", sagt er. "Weil ich nicht wusste, was ich tun sollte, habe ich einfach meinen Sohn in den Arm genommen."
Ein anderer Mann schaut verzweifelt auf das Chaos in seinem Haus. "Zum Glück haben wir ein Obergeschoss, deshalb sind wir in den zweiten Stock geflüchtet. Unten steht alles unter Wasser. Da schwimmen die Tatami-Matten und der Kühlschrank", erzählt er im japanischen Fernsehen.
Lieber im Auto als in Schutzunterkünften
Rund 200.000 Menschen waren aufgefordert worden, in einer öffentlichen Unterkunft Schutz zu suchen, doch nur ein kleiner Teil ist dieser Empfehlungen offenbar nachgekommen. Lokale Medien berichten, dass Menschen wegen des Coronavirus lieber in ihren Autos ausharren.
Japan: Suche nach Vermissten geht weiter
tagesschau 08:30 Uhr, 06.07.2020
Weil es noch bis morgen weiterregnen soll, haben die Behörden für drei Regionen vor Erdrutschen gewarnt. Helikopter suchen immer noch nach Vermissten und in ihren Häusern eingeschlossenen Menschen. Mehrere Gebiete sind von der Außenwelt abgeschlossen, sie haben weder Telefon noch Strom und damit auch kein Internet. Fernsehbilder zeigen, wie Helfer einen gebrechlichen Mann mit dem Boot aus seinem Haus holen und dann Huckepack in Sicherheit bringen.
Chaos nach Überschwemmungen im Südwesten Japans
Kathrin Erdmann, ARD Tokio
06.07.2020 06:44 Uhr
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