
Appell der WHO Klimaschutz als Lebensretter
Stand: 05.12.2018 21:23 Uhr
Mit den Pariser Klimazielen könnten Millionen Menschenleben gerettet werden, erklärt die WHO auf der UN-Klimakonferenz in Kattowitz. Für die Länder sollen die Maßnahmen sogar lukrativ sein.
Von Werner Eckert, SWR, zzt. Kattowitz
"Das Paris-Abkommen ist möglicherweise das wichtigste Gesundheitsprogramm dieses Jahrhunderts", schreibt der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Ghebreyesus, den Delegierten.
Maria Nera, die Leiterin der Umweltabteilung, erklärt das so: "Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen, die Hauptursache für den Klimawandel, ist auch die wichtigste Quelle für die gesundheitliche Schadstoffbelastung der Luft. Und das ist die Botschaft, die ich ihnen bringe." Man müsse bei diesen Verhandlungen auch über die sieben Millionen Toten reden, die die Luftverschmutzung fordere.
Eine Million Menschenleben pro Jahr
Asthma, Lungenkrebs, Schlaganfall: Die Weltgesundheitsorganisation hat dazu eine Analyse gemacht - im Auftrag des Präsidenten der Klimakonferenz im vorigen Jahr. Sie kommt zu dem Schluss: Allein die Umsetzung dessen, was im Paris-Abkommen vereinbart ist, würde eine Million Menschenleben jedes Jahr retten.
Für Nera Grund für einen dringenden Appell: "Wir wollen den Staaten sagen: Je mehr sie die Energiewende verzögern, desto mehr sind sie verantwortlich für die Toten, die es jedes Jahr gibt." Die zweite Botschaft: Aus Sicht der internationalen Gesundheitsexperten ist Klimaschutz auch ein wirtschaftlicher Gewinn.
Diarmid Campell-Lendrum von der WHO hat das berechnet: "Die Gesundheitseffekte des Klimaschutzes sind fast doppelt so groß wie der finanzielle Aufwand, die Klimagase zu vermeiden. Wir sollten nicht länger über die Kosten reden, sondern über die Vorteile."
Klimaschutz kostet weniger
Schadstoffe in Folge der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas verursachten jährlich gesundheitliche Folgekosten von fünf Billionen US-Dollar. In den 15 Ländern, die die meisten Treibhausgase produzierten, werden die Gesundheitskosten durch Luftverschmutzung auf über vier Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt. Klimaschutz im Sinne des Pariser Klimaabkommens koste etwa ein Prozent des weltweiten BIP.
Die Staaten müssten diese Effekte bei den Klimaverhandlungen viel stärker berücksichtigen, verlangt die WHO. Jedes Land müsse sie in seine nationalen Klimaschutzpläne aufnehmen, die es unter dem Paris-Abkommen aufstellen muss. "Wir werden schlicht ungeduldig. Es geht nicht nur darum, den Planeten und die Zukunft zu retten, sondern um die Gesundheit der Menschen und darum, die Sterblichkeit zu senken."
WHO-Bericht: Klimaschutz rettet 1 Millionen Menschenleben
Werner Eckert (SWR)
05.12.2018 20:36 Uhr