
Nach Explosionskatastrophe Regierungsbildung im Libanon gescheitert
Stand: 26.09.2020 12:50 Uhr
Es sollte ein Neustart nach der Explosionskatastrophe in der Hauptstadt Beirut werden: Libanons designierter Premier Adib wollte eine Expertenregierung bilden. Damit ist er nun gescheitert - weil es Streit um einen Posten gab.
Libanons designierter Premierminister Mustafa Adib hat den Auftrag für die Bildung einer neuen Regierung zurückgegeben. Es sei ihm nicht möglich gewesen, die Hoffnungen der Bevölkerung auf die Bildung einer reformorientierten Regierung zu erfüllen, sagte Adib in einer Fernsehansprache.
Die Vorgängerregierung hatte nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August mit mehr als 190 Toten und mehr als 6000 Verletzten ihren Rücktritt erklärt. Der libanesische Präsident Michel Aoun beauftragte danach den 48 Jahre alten Adib mit der Regierungsbildung.
Streit um Posten des Finanzministers
Seit seiner Nominierung hatte Adib versucht, eine Expertenregierung zu bilden, um den Weg für internationale Finanzhilfen freizumachen. Seine Versuche wurden jedoch von den beiden wichtigsten Parteien der schiitischen Bevölkerungsgruppe blockiert, Amal und Hisbollah. Beide bestanden darauf, den Posten des Finanzministers unter ihrer Kontrolle zu behalten.
Viele Menschen im Libanon machen die politische Führung des Landes für die Explosionskatastrophe in Beirut verantwortlich. Schon vor dem Unglück steckte der Libanon in der schwersten Wirtschaftskrise seit dem 1990 zu Ende gegangenen Bürgerkrieg.
Libanon: Designierter Regierungschef tritt zurück
Björn Blaschke, ARD Kairo
26.09.2020 12:00 Uhr
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