
Nach Messerattacke in London Angreifer kürzlich aus Haft entlassen
Stand: 03.02.2020 14:13 Uhr
Nach dem Messerangriff in London mit drei Verletzten werden immer mehr Details bekannt: Bei dem Attentäter handelt es sich um einen verurteilten Islamisten - er war vor kurzem aus der Haft entlassen worden.
Der von der Polizei in London erschossene Messerangreifer war ein gerade aus dem Gefängnis entlassener Mann. Wie die britische Polizei mitteilte, war der 20-Jährige 2018 zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er Material für einen islamistisch motivierten Anschlag gesammelt und Propaganda verbreitet hatte.
Er war von der Polizei im Rahmen einer "vorbeugenden Anti-Terror-Operation" observiert worden, als er gestern in einer belebten Einkaufsstraße im Süden Londons plötzlich Passanten angriff und drei von ihnen verletzte.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich. Das Sprachrohr der Miliz, Amak, teilte im Internet mit, bei dem mutmaßlichen Angreifer habe es sich um einen IS-Kämpfer gehandelt.
Eines der angegriffenen Opfer schwebte zunächst in Lebensgefahr, später stabilisierte sich der Zustand des Mannes. Auch eine Frau wurde mit Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht, sie sollen aber nicht lebensbedrohlich sein. Eine weitere Frau erlitt leichte Verletzungen durch Glas, das durch die Schüsse der Polizei zu Bruch gegangen war.
Messerangriff in London: Täter war entlassener Häftling
tagesschau 05:30 Uhr, 03.02.2020
Scotland Yard geht von einem islamistischen Terrorhintergrund aus. Die Polizei bestätigte Augenzeugenberichte, wonach der Täter einen Sprengstoffgürtel trug. Es habe sich dabei aber um eine Attrappe gehandelt. Am Montag durchsuchten Beamte im Zuge der Ermittlungen eine Wohnung im Süden von London und im nördlich der Hauptstadt gelegenen Ort Bishop's Stortford. Festnahmen habe es keine gegeben.
Ein Jugendlicher schilderte der britischen Nachrichtenagentur PA: "Ich überquerte die Straße, als ich sah, dass ein Mann mit einer Machete und silbernen Kanistern auf seiner Brust verfolgt wurde, was nach meiner Vermutung Undercover-Polizeibeamte waren - da sie in ziviler Kleidung waren", sagte er. "Auf den Mann wurde dann geschossen."
Johnson kündigt Änderungen im Strafvollzug an
Premierminister Boris Johnson kündigte rasche Konsequenzen für das Strafvollzugssystem an. Er werde am Montag "fundamentale Änderungen" beim Umgang mit wegen Terrorakten verurteilten Straftätern bekanntgeben, teilte Johnson am Abend mit.
Zuvor dankte er der Polizei und den Rettungskräften auf Twitter. "Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Betroffenen", teilte er mit.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan twitterte: "Terroristen versuchen uns zu spalten und unseren Lebensstil zu zerstören - hier in London werden wir sie damit niemals Erfolg haben lassen."
Ähnliche Anschläge in der Vergangenheit
In den vergangenen Jahren gab es mehrere ähnliche Angriffe in London. Zuletzt hatte vor zwei Monaten ein Terrorist nahe der London Bridge zwei Menschen mit Messerstichen getötet. Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.
Im Juni 2017 starben acht Menschen, nachdem Terroristen mit einem Transporter erst drei Menschen auf der London Bridge überfahren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstochen hatten. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger. Dabei kamen vier Passanten ums Leben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe auch er von der Polizei erschossen wurde.
Zwei Verletzte bei mutmaßlichem Terrorangriff in London
Jens-Peter Marquardt, ARD London
02.02.2020 17:45 Uhr
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