
Douglas Macgregor Voll auf Trumps Linie
Stand: 28.07.2020 18:14 Uhr
Douglas Macgregor soll neuer US-Botschafter in Deutschland werden. Der frühere Offizier ist loyal gegenüber Präsident Trump, ist gegen US-Einsätze im Ausland - und spricht fließend deutsch. Ein Porträt.
Von Sebastian Hesse, ARD-Studio Washington
Kampferprobt und in der Militärgeschichte bewandert ist Oberst a.D. Douglas Macgregor. Aber ein Kriegstreiber ist er sicher nicht: "Fünfundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben die Amerikaner keinerlei Interesse mehr an bewaffneten Konflikten in Übersee", argumentiert Macgregor, der bei seinen Auftritten als Militärexperte bei Trumps Haussender "Fox News" immer wieder einen raschen US-Truppenabzug aus Afghanistan und auch aus Syrien gefordert hatte.
Gegen Amerikas Rolle als Weltpolizei
Mit dieser Haltung ist Macgregor voll auf der Linie des US-Präsidenten, der schon im Wahlkampf ein Ende von Amerikas "endlosen Kriegen", wie Trump sie nennt, angekündigt hatte. Nur ein einziger Mann sei in der Lage, diese sinnlosen Kriege zu beenden: Donald Trump.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Präsident so auf Macgregor aufmerksam geworden: Ein hochdekorierter Ex-Militär, der die Welt auf "Fox News" ganz ähnlich beschreibt, wie Trump sie empfindet: Zu lange dominiert durch die alten Eliten von Washington. "Die sehen die USA tatsächlich als das Zentrum der Welt", kritisiert Macgregor, "Trump und ich sehen unser Land eher als eine unter vielen Weltmächten."
Gemeint ist, dass Amerika nicht länger als Weltpolizei fungieren soll. Kampfeinsätze kennt der Absolvent der Militärakademie West Point aus erster Hand: Unter anderem befehligte er Einheiten im Kosovo-Krieg und im ersten Golfkrieg.
Faszination für Deutschland
Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst 2004 gründete Macgregor, der einen Doktortitel der Universität von Virginia führt, eine Beratungsfirma und verfasste mehrere Sachbücher. Die darin vertretene Haltung liest sich wie eine Blaupause für Trumps Verteidigungspolitik. "Alles, was dieser Präsident tut, wird von der Linken pauschal verdammt", beklagt Macgregor, der wie Trump auch die militarisierte Außenpolitik der Bush-Jahre kritisch sieht.
Ähnlich wie sein Vorgänger Grenell dürfte Macgregor keine Scheu haben, die deutsch-amerikanischen Konfliktthemen anzusprechen - nur vielleicht in einer etwas diplomatischeren Tonlage. Eine gute Voraussetzung dafür bringt er in jedem Fall mit: Er spricht fließend Deutsch.
Schon während seiner Schulzeit in Philadelphia verbrachte Macgregor ein Austauschjahr in Deutschland. Später arbeitete der Karriere-Offizier sich als Sachbuchautor an seiner Faszination für Deutschland ab. Unter anderem schrieb der militärische Querdenker über die Konfrontation von Wehrmacht und Roter Armee im Zweiten Weltkrieg und über das Verhältnis zwischen Moskau und Ost-Berlin während des Kalten Krieges.
Portrait des künftigen US-Botschafters Douglas Macgregor
Sebastian Hesse, ARD Washington
28.07.2020 17:34 Uhr
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