
Parteitag der US-Republikaner Trumps empathische Hälfte
Stand: 25.08.2020 20:23 Uhr
Ihren Mann menscheln lassen - das wird die Aufgabe von Melania Trump beim Parteitag der US-Republikaner sein. Auch wenn sie sich oft distanziert zeigt, glaubt manch einer, dass sie im Weißen Haus die Hosen anhat.
Von Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Wenn Donald Trump etwas Nettes über seine Frau sagen soll, sagt er: "Sie wird unfair behandelt, aber die Leute lieben sie." Wenn Melania Trump gefragt wird, ob sie ihren Mann liebt, sagt sie: "Ja, uns geht es gut, und das, worüber die Medien spekulieren, ist Klatsch und Tratsch und nicht immer richtig."
Zwei Ausschnitte aus Fernsehinterviews, die zeigen, wie schwierig es ist, etwas über Amerikas First Couple zu erfahren. Kein öffentliches Herumalbern wie bei den Obamas, keine betonte Verbundenheit wie bei den Bidens. Herr und Frau Trump stattdessen erwecken den Eindruck, sie hätten sich nicht viel zu erzählen. Keine gute Voraussetzung, um gemeinsam in den Wahlkampf zu ziehen. Obwohl Melania einmal sagte, dass die Chemie zwischen ihnen beiden von Tag eins an gestimmt habe.
Doch mehr Sein als Schein?
Vielleicht ist es ihr Akzent, der sie immer etwas gehemmt wirken lässt. Vielleicht mag sie auch einfach nur keine öffentlichen Auftritte und hat sich deshalb diese Rüstung aus langen Haaren, viel Make-Up, eng geschnittenen Kleidern und hohen Schuhen zugelegt, die sie immer sehr distanziert wirken lässt - selbst dem eigenen Mann gegenüber, mit dem sie offenbar nicht gerne Händchen hält. Ziemlich sicher sind sich die Beobachter, dass die 50-Jährige stärker ist als sie scheint.
Mitte der 1990er-Jahre kam die gebürtige Slowenin als Model nach New York und lernte den sehr vermögenden Donald Trump kennen. Fotos aus jener Zeit lassen auf ein wildes Partyleben schließen. Sie wurde seine dritte Frau und Mutter seines fünften Kindes.
"Sie hat eine gute Art, sie ist sehr ruhig, sie hat ein gutes Urteilsvermögen", sagte Trump neulich über Melania. Dass ihr Mann Schweigegeld an ehemalige Geliebte hat zahlen lassen, ließ die First Lady unkommentiert.
Die wahre Strippenzieherin?
Manchmal aber setzt sie kleine Zeichen, dass sie anderer Meinung ist als ihr Mann. Dass sie sich gegen Mobbing im Internet einsetzt, wo ihr Mann dort täglich herumrüpelt, kann doch kein Zufall sein, oder? Buchautorin Mary Jordan glaubt, dass hinter den Kulissen sie die Fäden zieht. "Wenn Sie im Weißen Haus geheuert und nicht gefeuert werden wollen, müssen Sie an Melanias Seite stehen", sagte Jordan beim US-Sender PBS.
Bei ihrer Rede im frisch sanierten Rosengarten des Weißen Hauses dürfte ihr Job darin bestehen, die große Leerstelle ihres Mannes auszufüllen: seinen Mangel an Empathie. Sie wird ihn deshalb als Familienmenschen, als fürsorglichen Vater und treusorgenden Ehemann zeichnen.
Interessant wird der Vergleich mit Michelle Obama. Die frühere First Lady hat vorige Woche mit ihrer Rede das Internet zum Summen gebracht. 7,5 Millionen Interaktionen in den sozialen Netzwerken meldete die Politik-Plattform Axios - fünfmal so viel wie bei den Reden von Barack Obama und Joe Biden. Ob Melania da mithalten kann?
Die Rolle der First Lady, Melania Trump
Katrin Brand, ARD Washington
25.08.2020 20:05 Uhr
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