
Ägypten Behörden prüfen Umstände von Mursis Tod
Stand: 17.06.2019 21:26 Uhr
Nach kurzer Redezeit bricht Ägyptens Ex-Präsident Mursi vor Gericht zusammen. Wenig später ist er tot. Die Muslimbrüder, denen Mursi lange angehörte, sprechen von Mord. Die Behörden lassen die Todesumstände nun prüfen.
Nach Mohammed Mursis dramatischem Tod prüfen die ägyptischen Behörden die Umstände rund um das Ableben des Ex-Präsidenten. Staatsanwälte hätten Material der Überwachungskameras aus dem Gerichtssaal beschlagnahmt und einen Autopsiebericht angeordnet, erklärte Ägyptens Generalstaatsanwalt Nabil Sadek. Mit Blick auf die anstehende Obduktion sagte Sadek weiter, ein Team von Forensikern werde zusammengestellt, um Mursis Leiche zu untersuchen und die Todesursache zu ermitteln.
Mursi stand wegen Spionagevorwürfen vor Gericht. Er habe einige Minuten gesprochen, sich dabei sehr aufgeregt und sei dann zusammengebrochen, sagte ein Justizvertreter. Mursi sei schnell ins Krankenhaus gebracht worden, dort aber gestorben. Auch das staatliche Fernsehen und die staatliche Nachrichtenwebsite Al-Ahram vermeldete Mursis Tod. Er wurde 67 Jahre alt.
Sieger bei den ersten freien Wahlen
Mursi war bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen Ägyptens im Juni 2012 zum Staatspräsidenten gewählt worden. Er war Vorsitzender der Freiheits- und Gerechtigkeitspartei, die von der islamistischen Muslimbruderschaft nach der Revolution in Ägypten gegen Langzeitherrscher Husni Mubarak im Jahr 2011 gegründet worden war.
Für Muslimbrüder war es Mord
Die Muslimbruderschaft, der Mursi lange angehörte, war unter Mubarak verfolgt worden und ist mittlerweile wieder verboten. Die Bruderschaft sprach von einem Mord an Mursi. Sie forderte die Ägypter auf, sich zu einem Massenbegräbnis zu versammeln.
Konflikte mit Militär, Justiz und der Revolutionsjugend
Mursis Präsidentschaft war von Konflikten mit dem Militär, mit der Justiz und mit der Revolutionsjugend gekennzeichnet, die die Revolte gegen Mubarak getragen hatte.
Im Sommer 2013 zogen die Ägypter zu Massenprotesten gegen Mursi auf die Straße. Unter Führung des damaligen Armeechefs Abdel Fattah al-Sisi nutzte das Militär die Gunst der Stunde, um den ungeliebten Staatschef zu stürzen.
Urteile mit mehrjährigen Haftstrafen
Seit 2013 stand Mursi in mehreren Strafverfahren vor Gericht, unter anderem wegen der Tötung von Demonstranten bei Protesten gegen seine Herrschaft und wegen angeblicher Spionage für Katar. Dabei erhielt er mehrjährige Haftstrafen.
Viele Kritiker warfen Mursi vor, zu konfrontativ regiert zu haben. Vor allem nicht-islamistische Gruppen sahen ihn kritisch und lehnten eine Zusammenarbeit mit ihm ab, obwohl ihn viele 2012 in der Stichwahl um das Präsidentenamt unterstützt hatten.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der enge Beziehungen zu Mursi unterhalten hatte, würdigte ihn als einen "Märtyrer".
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