
Abkommen für Afghanistan Pompeo und Taliban in Doha eingetroffen
Stand: 29.02.2020 11:01 Uhr
Nach anderthalb Jahren Verhandlungen könnte es heute so weit sein: In Doha sind US-Außenminister Pompeo sowie Vertreter der Taliban eingetroffen, um ein Abkommen zu unterzeichnen. Es soll Afghanistan den Frieden bringen.
Mit dem Abschluss eines Abkommens mit den Taliban wollen die USA dem Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan und Friedensgesprächen in dem kriegsgeplagten Land den Weg ebnen. Nach Reuters-Angaben trafen 31 Vertreter der Taliban sowie US-Außenminister Mike Pompeo am Vormittag in Doha im Golfemirat Katar ein. Dort soll mehr als 18 Jahre nach dem US-Einmarsch in Afghanistan eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet werden.
Als Voraussetzung für ein Abkommen hatten die USA von den Taliban sieben Tage der "Gewaltreduzierung" in Afghanistan verlangt. Die Phase verlief lokalen Angaben zufolge zwar nicht gewaltfrei, aber erheblich ruhiger als üblich. Ein Sprecher der radikal-islamischen Gruppe rief heute noch einmal die Mitglieder auf, von Attacken jeglicher Art abzusehen, um das Abkommen mit den USA nicht zu gefährden.
Kabul-Korrespondentin Sibylle Licht über das Abkommen zwischen USA und Taliban
tagesschau 13 Uhr, 29.02.2020
Details noch unbekannt
Die Übereinkunft soll den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan einleiten. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien geben, dass das Land kein sicherer Hafen für Terroristen wird und sie Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul aufnehmen. Details der Einigung sind noch nicht bekannt.
In den vergangenen Jahren waren die Taliban militärisch zunehmend aggressiv aufgetreten und hatten sich eine starke Verhandlungsposition aufgebaut. Sie überrannten immer mehr Gebiete.
Bei den Verhandlungen zwischen Vertretern der Taliban und den USA war die Regierung in Kabul nur Zaungast. Die Taliban beharrten darauf, frühestens mit Kabul zu sprechen, wenn der Abzug der internationalen Truppen geregelt ist. Mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen den USA und den Taliban sollen die innerafghanischen Gespräche möglicherweise schon binnen zwei Wochen beginnen.
Truppenabzug war Wahlversprechen Trumps
US-Präsident Donald Trump teilte mit, in dem seit Ende 2001 währenden Einsatz seien große Fortschritte gemacht worden - aber unter hohen Kosten für US-Truppen, für den amerikanischen Steuerzahler und für das afghanische Volk. Im Wahlkampf habe er dem amerikanischen Volk versprochen, "dass ich damit beginnen würde, unsere Truppen nach Hause zu bringen und zu versuchen, diesen Krieg zu beenden. Wir machen erhebliche Fortschritte bei der Einlösung dieses Versprechens". Letztlich werde es aber an den Afghanen liegen, ihre Zukunft zu bestimmen.
Mit einem Abkommen kämen die Taliban ihrem Langzeitziel ein bedeutendes Stück näher: dem Ende der "ausländischen Besatzung", wie sie es nennen, also dem Abzug der US-amerikanischen und internationalen - auch deutschen - Truppen.
Die Taliban waren 2001 von einer US-geführten Militärkoalition von der Macht vertrieben worden, nachdem sie Osama bin Laden beherbergt hatten. Die USA machten den im Mai 2011 getöteten Al-Kaida-Chef für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich.
USA und Taliban wollen Abkommen unterzeichnen
Torsten Teichmann, ARD Washington
29.02.2020 07:41 Uhr
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