
Boltons Buch über Trump Ätzende Appetithäppchen
Stand: 18.06.2020 17:30 Uhr
Eine Generalabrechnung mit US-Präsident Trump liefert Ex-Sicherheitsberater Bolton mit dem Buch "The room where ist happened" ab. Das überrascht nicht. Trotzdem soll das Buch bemerkenswert sein.
Von Sebastian Hesse, ARD-Studio Washington
Abgesehen von ein paar ausgewählten Journalisten hat noch niemand das Buch gelesen: Doch ganz Amerika spricht über die Abrechnung des gefeuerten Sicherheitsberaters mit seinem früheren Chef. Bislang sind es nur wohl dosierte Häppchen, die John Bolton den Skandalhungrigen offeriert.
In einem Interview mit dem Fernsehsender ABC, das in ersten Auszügen auf dem Markt ist, sagt er: "Ich glaube, er ist dem Amt nicht gewachsen. Er ist nicht kompetent genug für den Job!" Bei allen politischen Entscheidungen, an denen Bolton beteiligt war, sei es vor allem darum gegangen, was Trump selber nützt. Dessen übergeordnetes Interesse sei es stets gewesen, wie er seine Wiederwahl sichern könnte.
So habe der Präsident bei den Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit China darauf gedrungen, dass die chinesische Seite landwirtschaftliche Produkte aus genau den US-Bundesstaaten importiert, die für Trumps Wiederwahl entscheidend sind. Er sei so auf seine Wiederwahl fixiert gewesen, dass alle anderen politischen Ziele am Wegesrand liegen geblieben seien.
"Kein ebenbürtiger Gegner"
John Bolton geht in dem Buch hart mit Trumps persönlichen Beziehungen zu politischen Akteuren auf der Weltbühne ins Gericht. Beispiel Wladimir Putin. "Putin denkt, er kann mit Trump spielen wie mit einer Geige", ätzt Bolton. "Er hält Trump nicht für einen ebenbürtigen Gegner."
Und zu Kim Jong-Un, dem nordkoreanischen Diktator, schreibt Bolton: Der öffentlichkeitswirksame Fototermin mit Kim in der demilitarisierten Zone sei Trump wichtiger gewesen als eine nachhaltige Strategie im Umgang mit Nordkorea.
Boltons Enthüllungsbuch über Trump
nachtmagazin 00:18 Uhr, 19.06.2020, Sebastian Hesse, ARD Washington
"New York Times": "Bemerkenswertes Buch"
All dies sind kleine Appetitanreger, die Hunger machen sollen auf mehr - auf das Buch "The room where it happened". Es ist bereits an die Buchhändler ausgeliefert, aber wird erst ab kommenden Dienstag verkauft.
Die "New York Times", die das Enthüllungsbuch vorab rezensiert hat, schreibt von einem kaum überschaubaren Wust an Informationen, aus denen man das wirklich Brisante mühsam herausdestillieren müsse. Die White-House-Korrespondentin der Zeitung, Maggie Haberman, hält das Werk dennoch für bemerkenswert:
"Das ist deswegen ein ungewöhnliches Buch, weil hier jemand redet, der unmittelbar dabei war."
Alle bisherigen Enthüllungsbücher über Trump hätten mit anonymen Quellen arbeiten müssen.
Starke Wirkung vor der Veröffentlichung
Das Weiße Haus versucht zwar weiterhin, das Ausliefern des Buches zu stoppen. Aber für die öffentliche Wirkung ist das fast schon egal, da die wesentlichen Anschuldigungen ohnehin bereits bekannt sind.
Trump reagierte, wie er immer reagiert - mit einer Schimpftirade auf Twitter. Er nennt seinen früheren Sicherheitsberater einen "übellaunigen, langweiligen Deppen, der immer nur in den Krieg ziehen wollte". "What a Dope", schreibt Trump über Bolton, "was für ein Trottel"!
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Sebastian Hesse, ARD Washington
18.06.2020 16:02 Uhr
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