
Verlauf der Corona-Infektion Trump sieht sich vor "wahrer Prüfung"
Stand: 04.10.2020 06:52 Uhr
Der Leibarzt von US-Präsident Trump ist "vorsichtig optimistisch": Trotz "erheblicher Fortschritte" sei Trump "noch nicht über den Berg". Trump erklärte in einem Video, die nächsten Tage seien entscheidend für den Verlauf der Corona-Infektion.
Der Leibarzt von Donald Trump gibt keine Entwarnung für den Gesundheitszustand des US-Präsidenten trotz "erheblicher" Fortschritte seit der Corona-Diagnose. "Während er noch nicht über den Berg ist, bleibt das Team vorsichtig optimistisch", erklärte der Arzt Sean Conley in einem Update. Trump habe weiterhin kein Fieber und brauche keinen zusätzlichen Sauerstoff.
US-Präsident Trump weiter im Krankenhaus
tagesschau24 09:00 Uhr, 04.10.2020, Katrin Brand, ARD Washington
Er habe am Samstag gearbeitet und sich ohne Schwierigkeiten in seinem Quartier im Krankenhaus bewegt. Die Sauerstoffsättigung von Trumps Blut habe bei 96 bis 98 Prozent gelegen, teilte Conley mit. Das ist ein wichtiger Wert: Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.
Trump habe auch ohne Komplikationen eine zweite Dosis des Medikaments Remdesivir erhalten, so Conley weiter. Es hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist. Der Arzt hatte zuvor eine fünftägige Behandlung Trumps mit Remdesivir in Aussicht gestellt. Heute werde man seinen Zustand beobachten, erklärte der Arzt.
Videobotschaft aus dem Krankenhaus
Der US-Präsident äußerte sich in einer vierminütigen Videobotschaft zu seinem Gesundheitszustand. Darin sagte er, dass er sich bei seiner Einweisung in die Militärklinik zunächst nicht so gut gefühlt habe. Nun sei er aber auf dem Weg der Besserung.
Die nächsten Tage dürften ausschlaggebend sein für seinen Kampf gegen das Coronavirus, dann stehe die "wahre Prüfung" bevor. Er gehe davon aus, dass er "bald wieder zurück" sein werde. Trump trägt in dem Video ein blaues Sakko und ein weißes offenes Hemd ohne Krawatte. Er sieht müde aus.
Medienberichte über "besorgniserregenden Zustand"
Zuvor hatte es nach der ersten Nacht unterschiedliche, teilweise verwirrende Angaben über seinen Zustand gegeben. Informationen einer anonymen Quelle, über die US-Medien berichten, klingen anders als die offiziellen Angaben. Demnach seien die Werte des Präsidenten in den vergangenen 24 Stunden "sehr besorgniserregend" gewesen, heißt es da. Die nächsten 48 Stunden würden entscheidend.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP wurde Trump vor seiner Einlieferung im Weißen Haus zusätzlicher Sauerstoff verabreicht. Die "New York Times" berichtete, bei der anonymen Quelle habe es sich um Trumps Stabschef Mark Meadows gehandelt.
Welche Folgen hat die Corona-Erkrankung für US-Präsident Donald Trump?
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Das Weiße Haus ließ Anfragen dazu unbeantwortet. Conley wich der Frage aus, ob Trump im gesamten Verlauf der Infektion keinen zusätzlichen Sauerstoff bekommen habe. Derzeit erhalte Trump keinen zusätzlichen Sauerstoff, sagte der Arzt lediglich.
Trump war am Freitagabend (Ortszeit) per Hubschrauber in das Krankenhaus geflogen worden. Das Weiße Haus sprach von einer Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte.
Pence und Trump-Kinder sollen Wahlkampf machen
Da der US-Präsident nun vorerst als Wahlkämpfer ausfällt, sollen seine Kinder und Vizepräsident Mike Pence für ihn einspringen. Trumps Wahlkampfteam rief dafür am Wochenende die "Operation MAGA" aus - in Anlehnung an das Motto "Make America Great Again", mit dem es Trump vor vier Jahren ins Weiße Haus geschafft hatte.
Trump selbst sagte, er wolle "den Wahlkampf so abschließen, wie er begonnen hat". Er war mehrmals pro Woche zu Events in verschiedenen Städten geflogen. Pence soll nun am 8. Oktober einen ersten Wahlkampfauftritt für Trump in Peoria im Bundesstaat Arizona absolvieren. Für den Tag davor ist seine TV-Debatte mit der demokratischen Vize-Kandidatin Kamala Harris in Salt Lake City angesetzt. Neben Pence sollen unter anderem auch Trumps Kinder Donald Trump Jr. und Eric Trump zu Wahlkampfevents reisen.
Immer mehr Ansteckungen in Trumps Umfeld
Unterdessen werden in Trumps Umfeld immer mehr Ansteckungen bekannt. Auch sein Wahlkampfchef Bill Stepien wurde positiv auf das Virus getestet. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Vorstellung der konservativen Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Supreme Court am Samstag vor einer Woche im Rosengarten des Weißen Hauses. Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen. Auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Teilnehmer umarmten sich oder schüttelten sich die Hände.
Keine Senatssitzungen für zwei Wochen
Der US-Senat setzte nach Corona-Infektionen von mindestens drei Mitgliedern für zwei Wochen seine Plenarsitzungen aus. Zugleich solle der Justizausschuss trotzdem mit den Anhörungen Barretts, fortfahren, betonte der republikanische Mehrheitsführer Mitch McConnell. Die Demokraten kritisierten diese Entscheidung.
Seit Freitag hatten drei Senatoren - die Republikaner Mike Lee, Thom Tillis und Ron Johnson - positive Corona-Tests bekanntgegeben. Lee und Tillis sind auch Mitglieder im Justizausschuss. Präsident Donald Trump und die Republikaner im Senat wollen Barrett noch vor der Präsidentenwahl am 3. November ins Amt bringen.
Trump spricht selbst: Die wahre Prüfung kommt noch
Katrin Brand, ARD Washington
04.10.2020 08:01 Uhr
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