
Staatsbesuch in Indien "Namaste, Trump!"
Stand: 24.02.2020 14:53 Uhr
Umjubelter Auftritt im weltgrößten Kricketstadion in Westindien einerseits, Protestmärsche andererseits: Der Staatsbesuch von US-Präsident Trump polarisiert die indische Bevölkerung.
Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Studio Neu Delhi
Der Empfang für den US-Präsidenten dürfte ganz nach dessen Geschmack gewesen sein: Im größten Kricketstadion der Welt, in der westindischen Stadt Ahmedabad, wurde Donald Trump von rund 100.000 Menschen mit großem Jubel begrüßt. "Namaste, Trump!", hieß Indiens Premierminister Narandra Modi seinen Gast willkommen, bevor er Trump das Podium überließ.
Der US-Präsident, der bei seiner ersten Indien-Reise von seiner Frau Melania, seiner Tochter Ivanka und einer großen Wirtschaftsdelegation begleitet wurde, hielt sich nicht lange mit den Lobpreisungen für seinen Gastgeber auf, sondern kam schnell zum Geschäft. Ein Vertrag für den Kauf von US-Kampfhubschraubern und anderem militärischen Gerät soll während des Staatsbesuchs unterzeichnet werden.
"Die USA verfügen über die besten Waffen, die je hergestellt wurden. Flugzeuge, Raketen, Schiffe, Luftabwehrsysteme sowie bemannte und unbemannte Fluggeräte. Wir haben die besten und wir sind jetzt mit Indien im Geschäft", sagte Trump. Und weiter kündigte er an, dass Dienstag ein Vertrag unterzeichnet werde, mit einem Umfang von drei Milliarden US-Dollar. Und: "Die neuesten und besten unserer Militärhubschrauber für die indischen Streitkräfte."
Trump auf Staatsbesuch in Indien
tagesschau 16:00 Uhr, 24.02.2020
Demonstranten kritisieren Handels-Deal mit USA
Jubel im Stadion, Kritik auf der Straße: "Hau ab, hau ab", riefen die Teilnehmer eines Protestmarsches gegen den US-Präsidenten. Trump wolle Indien am Aufstieg hindern, klagte der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Doraisamy Raja, gegenüber einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters: "Donald Trump versucht, der ganzen Welt seine imperialistische Politik aufzudrücken. Die US-Wirtschaft steckt in einer Krise und da versucht er die Märkte anderer Länder zu erobern. Und unser Premierminister unterwirft sich dem Druck der US-Regierung, statt sich für die Interessen seines Landes einzusetzen."
Doch so ganz leicht lässt sich Modi von Trump nicht über den Tisch ziehen: Die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen sind vorerst festgefahren. Modis Regierung hält an Handelsbarrieren zum Schutz der eigenen Wirtschaft fest, erhöhte zuletzt sogar die Zölle für US-Produkte. Der Deal werde irgendwann später vielleicht unterschrieben, bekräftigte Trump in seiner Rede in Ahmedabad. "Ich bin optimistisch, dass der Premierminister und ich noch einen Deal aushandeln können, der großartig sein wird für beide Länder", prophezeite er.
Mausoleum wurde extra herausgeputzt
Am Nachmittag reiste der US-Präsident weiter nach Agra, für einen Besuch des extra herausgeputzten Taj Mahals. An den Straßen, an denen der Konvoi des Staatsgastes entlang fuhr, wurden in den vergangenen Wochen hohe Mauern errichtet, damit Trump nur die Sehenswürdigkeiten, die Indien zu bieten hat, zu Gesicht bekommt. Die Armut in den vielen Slums, an den Rändern der Millionenstädte, sollte Trump wohl erspart werden.
Morgen wird der US-Präsident in Delhi erwartet.
Trump zum Staatsbesuch in Indien
Bernd Musch-Borowska, ARD Neu-Delhi
24.02.2020 13:53 Uhr
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