
Coronavirus-Pandemie Trump droht WHO mit Zahlungsstopp
Stand: 08.04.2020 13:28 Uhr
US-Präsident Trump hat das Coronavirus bereits zum "unsichtbaren Feind" erklärt. Nun hat er in der Krise einen neuen Gegner: die Weltgesundheitsorganisation. Auf Trumps Drohung, Zahlungen einzufrieren, reagierte die WHO irritiert.
Mitten in der globalen Coronavirus-Krise hat US-Präsident Donald Trump der Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem Stopp von Beitragszahlungen gedroht. "Ich sage nicht, dass wir es tun werden, wir werden es untersuchen und die Beendigung der Finanzierung prüfen", sagte Trump.
Er revidierte damit eine nur wenige Minuten zuvor getroffene Aussage, wonach US-Gelder für die WHO auf Eis gelegt werden sollten - was nach einer bereits getroffenen Entscheidung klang. Trump war zurückgerudert, als eine Reporterin ihn fragte, ob eine Pandemie der Zeitpunkt sei, um Beitragszahlungen einzufrieren.
Trump hatte der WHO unterstellt, es in der Coronavirus-Pandemie "wirklich vermasselt" zu haben. Bei der Pressekonferenz legte er nahe, dass die WHO "wahrscheinlich" zu Beginn der Pandemie mehr gewusst habe, als sie offenlegte.
WHO wehrt sich
Die WHO verwahrte sich gegen Kritik und seine Drohung, ihr die Mittel zu streichen. "Wir sind noch immer in der akuten Phase der Pandemie, daher ist jetzt nicht die Zeit, die Finanzierung zu verringern", sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge.
Bruce Aylward, ein führender Berater des WHO-Generaldirektors Tedros Adhanom Ghebreyesus, wies zudem Trumps Kritik zurück, die WHO sei "China-zentriert". Es sei sehr wichtig, mit den Chinesen zusammenzuarbeiten, um den frühen Ausbruch zu verstehen. Das habe mit China im Besonderen nichts zu tun.
Vor Hintergrund der Trump-Kritik sorgten Medienberichte für Aufsehen, denen zufolge ein ranghoher Berater des Präsidenten bereits Ende Januar vor einer Coronavirus-Pandemie gewarnt hatte, in deren Folge Hunderttausende Amerikaner ums Leben kommen könnten.
Von den Warnungen seines Beraters will Trump nichts gewusst haben, wie er am Dienstagabend sagte. Er habe erst jetzt davon erfahren. Trump versicherte aber, er habe bereits damals aus eigenem Antrieb im Sinne dieser Warnungen gehandelt.
Ende Januar hatte Trump einen Einreisestopp für ausländische Reisende verfügt, die in den 14 Tagen zuvor in China gewesen waren, wo die Pandemie ausgebrochen war.
Trump hatte China, wo das Virus erstmals aufgetaucht war, wegen der Pandemie wiederholt scharf angegriffen. Washington wirft Peking fehlende Transparenz zu Beginn des Ausbruchs vor und bezweifelt auch dortige aktuelle Corona-Statistiken. Wiederholt hat Trump vom "chinesischen Virus" gesprochen.
Schmerzhafte Woche
Trump stimmte die Amerikaner erneut auf schwere Tage in der Coronavirus-Krise ein. "Selbst in dieser schmerzhaften Woche sehen wir Schimmer sehr, sehr starker Hoffnung", sagte er. Die USA kämpften gegen ein "Monster", die Strategie gehe aber auf.
Für den vorsichtigen Optimismus sorgt die Lage in New York. Sinkende Zahlen - vor allem bei den neu aufgenommenen Patienten - machen Hoffnung, sagte Gouverneur Andrew Cuomo. Die Krise erreichte in dem Bundesstaat zugleich ihren vorläufigen Höhepunkt in der Zahl der Todesopfer. An einem Tag starben dort allein 731 Menschen nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2.
Mehr als 12.000 Tote in den USA
Die Zahl der in den USA nachgewiesenen Infektionen steuerte am Dienstagabend (Ortszeit) auf 400.000 zu, wie aus Daten der Universität Johns Hopkins hervorging. Mehr als 12.700 Menschen sind bereits gestorben.
Die Arbeitslosenquote ist in die Höhe geschnellt, die Wirtschaft befindet sich im Sinkflug. Trump sagte, er werde den US-Kongress darum bitten, das riesige US-Konjunkturpaket nochmals um 250 Milliarden US-Dollar aufzustocken, was vor allem kleinen und mittleren Unternehmen zugute kommen soll.
Trump droht WHO mit Streichung von Beiträgen
Katrin Brand, ARD Washington
08.04.2020 10:09 Uhr
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