
Johnson und Hunt im TV-Duell Schlagabtausch um Downing Street 10
Stand: 09.07.2019 22:48 Uhr
Im Rennen um das Amt des britischen Premierministers haben sich die Konkurrenten Johnson und Hunt einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Inhaltliche Überraschungen blieben im TV-Duell aber aus.
Boris Johnson, der Leidenschaftliche, und Jeremy Hunt, der Kontrollierte: So präsentierten sich die beiden Kandidaten dem Fernsehpublikum. Mal gestikulierte Johnson mit beiden Händen, mal schob er sie lässig in die Hosentasche. Hunt dagegen ganz der nüchterne Sachwalter: Beide Hände auf dem kleinen Stehpult und eine betont zurückhaltende Körpersprache.
TV-Debatte zwischen Johnson und Hunt: Wer wird der nächste Premier?
nachtmagazin 00:15 Uhr, 10.07.2019, Bernd Großheim, ARD-aktuell
"Alles oder nichts" vs "Fake-Deadline"
Inhaltlich lieferten sich beide einen Schlagabtausch. Dass Großbritannien die Europäische Union zum geplanten Datum am 31. Oktober verlasse, mit oder ohne Scheidungsvertrag, sei eine "Alles-oder-Nichts"-Frage, sagte Brexit-Hardliner Johnson.
Außenminister Hunt dagegen erklärte, als Premier wäre er darauf vorbereitet, den EU-Austritt nochmals um einen kurzen Zeitraum zu verschieben, um Zustimmung für ein Brexit-Abkommen zu gewinnen. Er beschuldigte Johnson, eine "Fake-Deadline" auszugeben, um sein Ziel zu erreichen, Großbritanniens nächster Premier zu werden.
Hunt fragte zudem Johnson, ob er zurücktreten würde, falls er den Brexit am 31. Oktober nicht liefern könnte. Antwort: Nein. "Ich will der EU nicht die Aussicht geben, dass sie meinen Rücktritt mit der Weigerung zu einem Abkommen befördern könnten", sagte Johnson.
Johnson führt in Umfragen
Johnson wirbt damit, dass er Großbritannien um jeden Preis am 31. Oktober aus der EU führen wird, mit oder ohne Brexit-Abkommen. Doch es gibt erhebliche Zweifel, ob er dafür einen glaubwürdigen Plan hat. Sowohl bei seinen Vorschlägen für eine Neuverhandlung des Brexit-Abkommens als auch bei seinen No-Deal-Plänen verstrickte er sich in Widersprüche. Zudem ist unklar, ob er sich mit einem No-Deal-Brexit gegen den Widerstand des Parlaments durchsetzen könnte.
In den Umfragen bei den konservativen Tories liegt Johnson klar vorn. Die Fernsehdebatte wird daran nicht viel geändert haben. Wählen dürfen am Ende allerdings nicht die Fernsehzuschauer oder die Briten insgesamt, sondern nur die rund 160.000 Parteimitglieder der Konservativen - und das noch bis zum übernächsten Montag. Am Tag danach wird dann das Ergebnis bekanntgegeben, und am Mittwoch, dem 24. Juli, soll der neue Premierminister 10 Downing Street beziehen.
Mit Informationen von Thomas Spickhofen, ARD-Studio London
Britische TV-Debatte: Johnson vs. Hunt
Thomas Spickhofen, ARD London
09.07.2019 23:45 Uhr
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