
Präsidentschaftswahl in der Ukraine Hohe Beteiligung, drei Favoriten
Stand: 31.03.2019 16:28 Uhr
Unter großen Sicherheitsvorkehrungen ist die Präsidentenwahl in der Ukraine angelaufen. Nach einem harten Wahlkampf zeichnet sich eine rege Beteiligung ab - und es gibt erste Manipulationsvorwürfe.
Bei der Präsidentenwahl in der Ukraine herrscht nach offiziellen Angaben eine rege Beteiligung. Bis 15.00 Uhr Ortszeit hätten landesweit rund 45 Prozent der Wähler abgestimmt, teilte die Wahlleitung mit. Sie sprach von einem weitgehend störungsfreien Start der Abstimmung in den rund 30.000 Wahllokalen. Zehntausende Einsatzkräfte im ganzen Land sorgten für einen ruhigen Ablauf.
Bei der vergangenen Abstimmung im Jahr 2014 lag die Wahlbeteiligung zum selbem Zeitpunkt bei rund 40 Prozent. Die Wahllokale sollen um 20 Uhr Ortszeit (19.00 MESZ) schließen, kurz darauf werden erste Angaben zu Nachwahlbefragungen erwartet.
Drei Kandidaten mit Chancen
Bei der Wahl droht dem Amtsinhaber Petro Poroschenko eine Niederlage. In Umfragen führte der Politneuling und Schauspieler Wladimir Selenskij deutlich. Die Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko kam dabei immer wieder auf den zweiten bzw. dritten Platz. Insgesamt können die rund 30 Millionen Wahlberechtigten unter 39 Kandidaten abstimmen.
Eine Stichwahl unter den zwei Stimmenstärksten soll in wenigen Wochen stattfinden, wenn keiner der Kandidaten die eindeutige Mehrheit für sich beanspruchen kann.
Präsidentschaftswahl in der Ukraine: Polit-Neuling und Comedy-Star Selenskij liegt vorn
tagesschau 17:15 Uhr, 31.03.2019, Ina Ruck, ARD Kiew
Vorwürfe der Manipulation
Das Team von Selenskij klagte bereits wenige Stunden nach Wahlbeginn über zahlreiche Verstöße. Demnach tauchten zum Beispiel einige Namen von Verstorbenen in den Listen der Wahlberechtigten auf. Eine unabhängige oder offizielle Bestätigung der Vorwürfe gab es bisher nicht.
Alle drei Favoriten orientieren sich gen Westen
Poroschenko wurde unter großem Sicherheitsaufgebot von seiner Frau, seinen Kindern und einem Enkel begleitet. Bei der Stimmabgabe schwor er die Wähler noch einmal auf einen prowestlichen Kurs ein. "Diese Wahl ist eine absolute Grundvoraussetzung für unsere Bewegung vorwärts, zu unserer Mitgliedschaft in EU und NATO", sagte er. Es sei für ihn eine Schicksalswahl. Poroschenko hatte bereits mehrfach die Idee eines Referendums für den Beitritt zu NATO und EU vorgebracht.
Auch Timoschenko betonte im Wahllokal, dass das nach IWF-Statistik ärmste Land Europas nach Westen streben sollte. "Wir müssen einen Schritt vorwärts gehen, hin zu einer erfolgreichen, blühenden, europäischen Ukraine", sagte sie.
Politikneuling als unbekannte Größe
Selenskij zeigte sich bei der Stimmabgabe in Kiew gut gelaunt. Er sehe durch die hohe Kandidatendichte, dass die Demokratie in der Ex-Sowjetrepublik funktioniere, sagte er. "Wir sind ein demokratisches Land. Je mehr Kandidaten, umso besser. Das bedeutet mehr Demokratie." Selenskij war mit seiner Frau Jelena ins Wahllokal gekommen, wo sich Dutzende Journalisten um den Kandidaten drängten.
Kritiker werfen dem Komiker politische Unerfahrenheit und Populismus vor. Er wurde mit einer Comedy-Serie populär, in der er den ukrainischen Präsidenten darstellt, der mit der korrupten Machtelite aufräumt. "Heute beginnt ein neues Leben - ohne Korruption, ohne Schmiergeld", sagte Selenskij. Präsident Poroschenko wurde im Wahlkampf vermehrt Korruption vorgeworfen.
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