
Brände an US-Westküste Trump reist ins Krisengebiet
Stand: 14.09.2020 08:02 Uhr
Mehr als 30 Menschen sind bislang durch die Feuer gestorben, Zehntausende mussten fliehen. US-Präsident Trump reist heute nach Kalifornien. Vorab machte er lokale Behörden für die Lage verantwortlich.
Von Nicole Markwald, ARD-Studio Los Angeles
Der Klimawandel sei wie ein gigantischer Lötkolben, der gerade über den Westen der USA gehalten werde, sagt der Gouverneur von Washington State, Jay Inslee. Der Demokrat ist bekannt für sein Engagement für die Umwelt. Und er fügt im Interview mit dem Fernsehsender ABC hinzu:
"Wir wissen, dass der Klimawandel Feuer wahrscheinlicher macht, es schneller und intensiver brennt und die Flammen sich weiter ausbreiten. Und es ist unerträglich, dass der Präsident das bestreitet, während der gesamte Westen der Vereinigten Staaten in Flammen steht."
Der Westen der USA brennt, die Dimensionen sind gewaltig. Allein in Kalifornien, Oregon und Washington State ist in den zurückliegenden Wochen eine Fläche abgebrannt, die der Größe von Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt entspricht.
Mehr als dreißig Menschen sind bislang gestorben, Dutzende werden noch vermisst. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht, ganze Siedlungen in von Asche bedeckte Mondlandschaften verwandelt. Millionen Menschen an der Westküste leiden unter der schlechten Luftqualität, die gesamte Pazifikküste ist in dichten Smog gehüllt.
Trump gibt schlechtem Forstmanagement Schuld an Waldbränden
tagesthemen 21:35 Uhr, 14.09.2020, Jan Philipp Burgard, ARD Washington
Gouverneur von Kalifornien spricht Warnung aus
Als der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, am Freitag die betroffene Gemeinde Oroville besuchte, rechnete er vor: Verglichen mit 2019 sei in diesem Jahr in Kalifornien bereits 26-mal mehr Fläche abgebrannt. Und er warnte: "Wir sehen, was passiert, wenn wir einfach so weitermachen."
Nun kommt US-Präsident Donald Trump ins Krisengebiet. Nahe Sacramento will er an einer Besprechung mit Einsatzkräften der Region und des Bundes teilnehmen. Am Wochenende hatte sich Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Nevada zuerst damit gebrüstet, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgetreten zu sein.
Dann sagte er über die schweren Feuer im Westen: "Das Problem ist die Forstverwaltung. Prägt euch diese Worte ein: Forstverwaltung. Ganz einfach. Der Grund ist Forstverwaltung, auch andere Sachen, aber hauptsächlich das."
Schon 2018, als das kalifornische Städtchen Paradise ausgelöscht wurde und 77 Menschen starben, prangerte der Präsident die lokalen Behörden an. Dabei steht der Großteil der kalifornischen Wälder unter bundesbehördlicher oder privater Kontrolle.
Senator Merkley wehrt sich gegen Trump
Für den demokratischen Senator Jeff Merkley aus Oregon ein Affront: "Das ist eine fette Lüge. Wir haben weniger Schnee, unsere Wälder sind trockener, unser Ozean wird wärmer und saurer - diese Entwicklungen lassen sich seit Jahrzehnten beobachten. Es sind die Folgen eines sich erwärmenden Planeten. Und wie im Fall der Corona-Epidemie brauchen wir auch beim Klimawandel einen Präsidenten, der der Wissenschaft Glauben schenkt."
Rund 28.000 Einsatzkräfte bekämpfen derzeit die Flammen an der Westküste. Dabei hat die typische Waldbrandsaison gerade erst begonnen. In der Vergangenheit hat es im September und Oktober die größten und zerstörerischsten Waldbrände gegeben.
Klimawandel vs. Forst-Verwaltung: Trump besucht Brandgebiete an US-Westküste
Nicole Markwald, ARD Los Angeles
14.09.2020 06:44 Uhr
Video
Audio
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 14.09.2020
- Alle Meldungen vom 14.09.2020 zeigen