Weltraumprojekte 2021 Mars, Mond und Spuren des Urknalls
Stand: 29.12.2020 03:20 Uhr
Einblicke in die Entstehung der Sterne, neue Erkenntnisse über Mars und Mond und ein weiterer Deutscher auf der ISS: 2021 sollen ambitionierte Weltraumprojekte gestartet und vorangetrieben werden.
Von Ute Spangenberger, SWR
Die weiße Kuppel erinnert an die Figur R2-D2 aus den "Star Wars"-Filmen. Und tatsächlich: So ein bisschen Science-Fiction-Atmosphäre liegt auf dem Bundeswehrgelände auf einer Anhöhe in Koblenz in der Luft. Unter der Kuppel verbirgt sich das neue und hochmoderne Weltraumradar GESTRA (German Experimental Space Surveillance).
Gerald Braun vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zeigt in den nebelverhangenen Himmel und erklärt: "Dieses Überwachungsradar stellt einen Suchschirm in den Weltraum, beobachtet Objekte, die durchfliegen und kann - aufgrund der völlig neuen Antennentechnologie - einzelne Objekte gleichzeitig verfolgen."
Zu überwachen gibt es im Weltraum genug: Mehrere tausend Satelliten, Raumfahrzeuge, aber auch Weltraumschrott ziehen auf Orbits zwischen 300 und 3000 Kilometer ihre Bahnen. Das Ziel: Kollisionen, etwa mit der Internationalen Raumstation (ISS) zu vermeiden.
Nächster Deutscher auf ISS
Unfallfrei durch das All kommen - darauf hofft im nächsten Jahr der nächste deutsche Astronaut auf der ISS: ESA-Astronaut Matthias Maurer soll im Herbst an Bord des SpaceX-Crew-3-Flugs in den Weltraum starten und dann etwa sechs Monate im Orbit leben und arbeiten.
Damit wäre Maurer nach Thomas Reiter, Hans Schlegel und Alexander Gerst der vierte deutsche Astronaut auf der ISS. Er sagt: "Ich freue mich schon sehr darauf, auf der Neugier und dem Wissen derer, die vor mir zur ISS gereist sind, aufzubauen sowie meine eigenen Erfahrungen als europäischer Botschafter im Orbit zu teilen."
James-Webb-Teleskop
Neben der bemannten Raumfahrt stehen auch mehrere ehrgeizige Wissenschaftsprojekte auf dem Plan, bei denen die ESA und die NASA zusammenarbeiten.
So wird das neue James-Webb-Teleskop vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gebracht. Das Gemeinschaftsprojekt der NASA, ESA und der kanadischen Weltraumagentur CSA soll etwa 1,5 Millionen Kilometer entfernt von der Erde positioniert werden. Seine wissenschaftlichen Aufgaben sind komplex: Es wird unter anderem nach dem Licht der ersten Sterne und Galaxien suchen, die nach dem Urknall entstanden sind.
Mars-Mission
Gab es Leben auf dem Mars? Auch auf diese Frage erhoffen sich die Forscher Erkenntnisse. Nachdem im Juli gleich drei Mars-Missionen gestartet waren - von den USA, China und den Vereinigten Arabischen Emiraten - werden sie im Februar den Mars erreichen.
Dort werden die Amerikaner zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt zwei Roboter einsetzen. Ein kleiner 1,8 kg schwerer Helikopter soll über die Oberfläche des roten Planeten fliegen. Und der Rover "Perseverance" (Durchhaltevermögen) soll auf dem Marsboden Gestein untersuchen und einsammeln. Diese Proben sollen dann von der ESA in einer weiteren Mission zurück zur Erde gebracht werden.
NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen spricht im Interview mit tagesschau.de von einer "unglaublich" komplexen Mission. Er erklärt: "Es gibt verschiedenen Starts, drei von der Erde, einen vom Mars und dazwischen 'handshakes', also Übergaben von Material. Die ESA ist unser wichtigster Partner. Von allen Missionen, die wir machen,ist diese zusammen mit James Webb die größte und wichtigste." Die komplette Mars-Mission ist auf mindestens ein Jahrzehnt angelegt.
Artemis-Programm
Im nächsten Jahr wird die NASA ihr Mond-Programm weiter vorantreiben und plant, einen unbemannten Testflug mit der Orion-Raumkapsel in den Mondorbit zu starten. Bereits 2024 möchten die Amerikaner dann wieder bemannt auf dem Mond landen, mit der ersten Frau in der Geschichte der Menschheit. So hatte es zumindest der noch amtierende US-Präsident Donald Trump angekündigt. Mit der Mondlandung hätte er seine erhoffte zweite Amtszeit krönen können.
Auch der künftige Präsident Joe Biden werde an dem sogenannten Artemis-Programm festhalten, glaubt Raumfahrtexperte Kai-Uwe Schrogl, allerdings nicht unbedingt an dem engen Zeitplan: "Es gibt keine Anzeichen, dass die Biden-Administration das Mondprogramm mit Gateway, der Station in der Mond-Umlaufbahn, und Artemis, der Nutzung der Mondoberfläche, abbricht. Wichtige Partner wie Europa, Japan und Kanada sind bereits vertraglich eingebunden und arbeiten an ihren Beistellungen. Man darf allerdings erwarten, dass der Zeitrahmen realistischer und in Etappen ausgestaltet wird."
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 29.12.2020 und vom 28.12.2020
- Alle Meldungen vom 29.12.2020 zeigen
- Alle Meldungen vom 28.12.2020 zeigen