
Lockdown in Österreich Alles zu - aber etwas Entlastung für Eltern
Stand: 17.11.2020 17:29 Uhr
In Österreich gilt der zweite Lockdown. Ein Unterschied zum Frühjahr: Im "Bedarfsfall" können Eltern ihre Kinder in der Schule betreuen lassen. Davon machen viele Eltern Gebrauch.
Von Clemens Verenkotte, ARD-Studio Wien
Eindringlich warb Bundeskanzler Sebastian Kurz für Verständnis und Akzeptanz der Lockdown-Maßnahmen: Er wisse, dass der Bevölkerung sehr viel abverlangt werde, sagte Kurz im ORF - vor allem Eltern und Schulkindern.
"Aber wenn wir die Ansteckungszahlen nicht runterbringen, dann überlasten wir unsere Intensivstationen. Und wir kommen aus dem Teil-Lockdown nicht mehr heraus, weil wir nicht mehr öffnen können", so Kurz. "Wir haben in den letzten Wochen gesehen, dass in vielen Schulen der Unterricht schon alles andere als normal war, weil viele Lehrer infiziert waren oder Kontaktpersonen. Es mussten teilweise Schulen geschlossen und Klassen geschlossen werden. Das war in vielen Schulen schon ein schwieriger und eingeschränkter Betrieb", sagte Kurz weiter.
Österreich geht in den Lockdown
tagesschau 20:00 Uhr, 17.11.2020, Christian Limpert, ARD Wien
Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 558
Innerhalb der vergangenen 24 Stunden sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums knapp 6000 Neuinfektionen gemeldet worden. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert liegt landesweit bei 558. Die Anzahl der Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, stieg von Montag auf Dienstag Vormittag deutlich an, auf derzeit 658.
Kurz ging auch auch auf die Situation im Nachbarland ein: "Deutschland hat Infektionszahlen, die dreimal so gut sind wie Österreich im Moment, und die deutsche Kanzlerin setzt sich dafür ein, dass die Schulen halb geschlossen werden."
Kinder dürfen im "Bedarfsfall" in die Schulen
Der Bundeskanzler verwies auf das Angebot, Kinder in den Schulen betreuen zu lassen. Davon schienen viele Eltern Gebrauch zu machen. Am Nachmittag meldete das Bildungsministerium, dass landesweit rund 15 Prozent der Kinder in den Schulen waren, in den Ballungszentren lag diese Zahl teilweise deutlich höher.
Vor der Volksschule in der Pfeilgasse im achten Wiener Bezirk stand Abeer Haider mit ihrer Tochter. Sie war froh, von der Schule verständigt worden zu sein, dass diese für die Tagesbetreuung sorgt: "Das war sehr schwer für mich im ersten Lockdown. Sie war die ganze Zeit bei mir, manchmal musste ich in Zoom Konferenzen machen, und sie war die ganze Zeit traurig. Sie ist Einzelkind. Sie hat niemanden."
Christina Strobl, die Direktorin der Volksschule Pfeilgasse, verglich den jetzigen Lockdown mit der Situation im Frühjahr während der sechswöchigen strengen Ausgangsbeschränkungen.
Damals seien nur zwei bis drei Kinder zur Betreuung in der Schule abgegeben worden, heute seien es 80 Kinder: "Im ersten Lockdown war es ganz wichtig, dass möglichst viele Kinder zu Hause bleiben und es gab sozusagen nur eine Notbetreuung. Jetzt ist es schon die klare Aussage: 'Wenn Sie Hilfe brauchen, wenn Sie die Schule als Unterstützung brauchen, dann schicken Sie die Kinder.'"
Österreichs Oppositionsparteien lehnen die bildungspolitischen Lockdown-Maßnahmen ab und sprechen von mangelnder Planung sowie Missmanagement.
Österreich im zweiten Lockdown
Clemens Verekotte, ARD Wien
17.11.2020 15:02 Uhr
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