
Ausschreitungen in Wisconsin Sportler-Boykott wegen Polizeigewalt
Stand: 27.08.2020 16:15 Uhr
Der Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt in Wisconsin bekommt Rückhalt aus der Sportwelt: Zahlreiche Teams strichen ihre Spiele, um ein Zeichen zu setzen. Derweil schickt Präsident Trump die Nationalgarde nach Kenosha.
Seit vergangenem Sonntag kommt es in Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin Nacht für Nacht zu Protesten. In immer größerem Ausmaß schlagen sie auch in Gewalt und Krawalle um. Die Menschen fordern ein Ende von Rassismus und Polizeigewalt - und erhalten nun breiten Rückhalt aus der Sportwelt.
Den Beginn machte das Basketball-Team der Milwaukee Bucks. Die Heimat der Mannschaft liegt in Wisconsin, rund eine Stunde von Kenosha entfernt. Eigentlich hätte das Team gestern Abend gegen Orlando Magic im Playoff antretten sollen - doch die Bucks erschienen nicht. Stattdessen treten sie nahezu komplett in schwarz gekleidet vor die Presse und fordern "Gerechtigkeit für Jacob Blake und dass die beteiligten Officers zur Rechenschaft gezogen werden". Das Thema Polizeigewalt müsse endlich angegangen und die Strafjustiz reformiert werden.
Anti-Rassismus-Proteste: US-Sportler boykottieren ihre Spiele
tagesschau 20:00 Uhr, 27.08.2020, Claudia Buckenmaier, ARD Washington
Zahlreiche Sportler folgen dem Beispiel der Bucks
Kurz darauf steht fest: Keines der für Mittwoch angesetzten NBA-Playoffs wird stattfinden. Andere Teams folgen dem Beispiel der Milwaukee Bucks: die Women's National Basketball Association ebenso wie Teams der Baseball-Liga und Fußball-Vereine.
Die Tennis-Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka kündigte an, zu ihrem bevorstehenden Halbfinale bei den Tennis-Masters in New York nicht antreten zu wollen. Daraufhin setzten die Veranstalter des Turniers eine vollständige Spielpause bis vorerst Freitag an, keines der Halbfinale von Damen und Herren wird wie geplant ausgetragen.
Und auch aus der Politik erntet der Vorstoß der Bucks Zuspruch: "Ich preise die Spieler der Bucks, die einstehen dafür, woran sie glauben, Trainer wie Doc Rivers und die NBA und WNBA dafür, ein Zeichen zu setzen. Es wird all unsere Institutionen brauchen, um für unsere Werte einzustehen", schrieb der ehemalige Präsident Barack Obama.
Die NBA hat angekündigt, die ausgesetzten Spiele zeitnah neu terminieren zu wollen. Doch auch dagegen regt sich bereits erste Gegenwehr: So plädierte James LeBron von den Los Angeles Lakers dafür, die Playoffs komplett ausfallen zu lassen.
Blake wohl für immer gelähmt
Die Ausschreitungen in Kenosha sind die Folge eines umstrittenen Poliezeinsatzes: Dabei schoss ein Beamter dem 29-jährigen Schwarzen Jacob Blake im Beisein seiner Kinder mehrfach in Rücken. Blake überlebte, wird nach Aussage seines Anwaltes jedoch gelähmt bleiben und wohl nie wieder laufen können.
Die Proteste hatten gestern einen neuen Höhepunkt erreicht, als ein 17-Jähriger mutmaßlich zwei Menschen erschossen und eine dritte Person verletzt haben soll. Der Jugendliche wurde inzwischen festgenommen und steht nach Polizeiangaben unter Mordverdacht.
Trump entsendet zusätzliche Kräfte der Nationalgarde
Als Reaktion auf die gewaltsamen Eskalationen entsandte Präsident Donald Trump die Nationalgarde und Bundespolizisten nach Wisconsin. Zuvor hatte bereits der demokratische Gouverneur des Bundesstaates, Tony Evers, den Einsatz von 500 Mitgliedern der Nationalgarde angeordnet. Nun kämen nochmals 500 Einsatzkräfte hinzu. Das US-Justizministerium teilte zudem mit, es habe "mehr als 200 Mitarbeiter des FBI, der Bundespolizeibehörde ATF und des US-Marshals Service (USMS) eingesetzt, um die staatlichen und lokalen Strafverfolgungsbehörden bei der Reaktion auf die Unruhen und Ausschreitungen zu unterstützen".
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