
50 Jahre Woodstock Rauchverbot statt Drogenrausch
Stand: 16.08.2019 11:17 Uhr
50 Jahre nach dem legendären Woodstock-Festival sind zahlreiche Fans nach Bethel gepilgert. Zum Auftakt der Konzertreihe schwelgte Folksänger Arlo Guthrie mit den meist älteren Musikliebhabern in Erinnerungen.
Von Peter Mücke, ARD-Studio New York, zzt. Bethel Woods
Damit hatte Arlo Guthrie nicht gerechnet: "Wir kommen hier an - und dann steht hier keine Bühne", berichtet er. Dabei hatte der 72-Jährige seinen Fans angekündigt, genau an der Stelle zu spielen, wo er vor 50 Jahren schon einmal aufgetreten war - ziemlich zugedröhnt, als einer der ersten Künstler des Woodstock-Festivals.
Alles etwas gesitteter - Woodstock 2019
tagesschau 12:00 Uhr, 16.08.2019, Christiane Meier, ARD New York
Rollatorfreundlichkeit und Sicherheitskontrollen
Heute, zum Jubiläum, geht alles deutlich gesitteter zu. Dort, wo die heutige Bühne steht, ist der Rasen getrimmt wie auf einem Golfplatz. Das wissen die vielen Rollstuhlfahrer und älteren Herrschaften mit Rollator durchaus zu schätzen. Es gibt scharfe Sicherheitskontrollen, und auf dem gesamten Gelände herrscht Rauchverbot. Wer kein Batik-Shirt trägt, macht sich verdächtig - aber es gibt ja ein reichhaltiges Angebot an den Merchandise-Ständen.
Die Schwestern Mary und Grace gehören zu den wenigen jungen Leuten, die zum Jubiläum gekommen sind. Sonst hörten sie ja andere Musik, aber Folk sei auch mal eine nette Abwechslung, sagen sie. Die 18- und 20-Jährigen sind mit ihrem Vater aus Connecticut gekommen. Der liebe die Musik von damals.
Vor allem Guthrie, der die vier Jubiläumstage in Bethel Woods eröffnete, liege ihm am Herzen. "Er wollte damals auch unbedingt kommen. Aber seine Mutter hat das nicht erlaubt, weil er erst 14 war. Auch mit seinen Brüdern zusammen durfte er nicht."
"Eine Bewusstseinserweckung"
Sue aus Pennsylvania hatte mehr Glück als der Vater der zwei jungen Frauen. "Ich war damals 13, wahrscheinlich eine der Jüngsten hier - und alleine", erinnert sie sich. "Wir verbrachten den Sommer hier in der Gegend. Ich hatte vorher für sieben Dollar ein Ticket gekauft. Meine Eltern hatten es eigentlich verboten, aber ich sagte: Notfalls laufe ich. Dann brachte mich meine Mutter doch mit dem Auto."
Zwei Tage lang war sie auf dem Festival. Leute kennengelernt habe sie nicht, sagt sie. Auch high sei sie nicht gewesen. Vielleicht erinnert sie sich deshalb heute noch so gut an alles. "Die Musik war der Wahnsinn. Ich habe zum ersten Mal Crosby, Stills, Nash & Young gehört. Ich kann mich an den Regen erinnern. Und ich kann mich an Jimi Hendrix erinnern."
Als Hendrix zum Abschluss des Festivals am Montagmorgen die amerikanische Nationalhymne verzerrt auf der E-Gitarre spielte, waren die meisten der bis zu 500.000 Besucher längst zu Hause. "Ich erinnere mich an die Matschfelder", sagt Sue. "Alles war voller Decken, Klamotten und Schuhe. Es war eine Erweckung für mich. Eine Bewusstseinserweckung, die mein ganzes Leben geprägt hat."
Durchbruch für viele Künstler
Woodstock hat nicht nur das Leben vieler Besucher geprägt, auch das der Künstler, für die das Festival oft der Durchbruch war. Auch Guthrie schwelgt in Erinnerungen und packt die Gitarre aus. "Genau hier stand die Bühne vor 50 Jahren, hier, wo ich jetzt stehe."
Eigentlich hätten er und seine Band auch jetzt dort spielen wollen, sagt er. "Wahrscheinlich gab es irgendwelche Probleme, kein Strom oder irgendwas. Aber machen wir das Beste draus. Ich will zumindest einen Song an diesem Originalplatz spielen."
Straßensperren statt Haschischnebel: Woodstock-Jubiläum in Bethel
Peter Mücke, ARD New York
16.08.2019 09:59 Uhr
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