
Bischöfe wählen neuen Vorsitzenden Misstrauen und eine unbekannte Größe
Stand: 03.03.2020 04:23 Uhr
Die katholischen Bischöfe wählen heute einen neue Vorsitzenden. Der steht vor einer schwierigen Aufgabe, denn unter den Bischöfen gibt es reichlich Zwist. Und bei der Wahl gibt es eine schwer kalkulierbare Größe.
Von Ulrich Pick, SWR
Eigentlich galt die Frühjahrsvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, die seit gestern in Mainz tagt, als unspektakulär. Nach dem überraschenden Verzicht von Kardinal Reinhard Marx auf eine Wiederwahl zum Vorsitzenden hat die Veranstaltung allerdings an Attraktivität gewonnen.
Warum der Münchner Erzbischof diese Entscheidung getroffen hat, ist nicht ganz klar. Offiziell begründete er seinen Schritt damit, dass das Amt künftig in jüngeren Händen liegen solle. Allerdings halten sich auch Gerüchte, die besagen, der 66-Jährige habe es als zu kraftraubend und frustrierend empfunden, zwischen den verschiedenen Flügeln des Gremiums zu vermitteln und nach einem Konsens zu suchen.
Wer wird neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz?
ARD Morgenmagazin, 03.03.2020, Christian Kretschmer, SWR
Nur dem Papst und dem lieben Gott verpflichtet
Immerhin hatten einige Amtsbrüder von Marx in den vergangenen Jahren die mühsam errungenen Kompromisse wiederholt unterlaufen. Entscheidungen der Bischofskonferenz haben keine kirchenrechtlich bindende Bedeutung, da jeder Bischof letztlich nur - wie es heißt - "dem Papst und dem lieben Gott" verpflichtet ist.
Kein klarer Favorit in Sicht
Das Rennen um die Nachfolge von Kardinal Marx als Vorsitzenden gilt als offen. Einen wirklichen Favoriten gibt es nicht und die Hürden liegen hoch. In den ersten beiden Wahlgängen muss er immerhin eine Zwei-Drittel-Mehrheit erreichen, ab dem dritten Wahlgang reicht die absolute Mehrheit der Stimmen.
69 wahlberechtigte Bischöfe gibt es: 27 Diözesanbischöfe und 42 Weihbischöfe - also solche, die keine eigene Diözese leiten, sondern den jeweiligen Bischof dort unterstützen. Zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz kann nur ein Diözesanbischof gewählt werden. Von ihnen dürfte sich aber wohl kaum einer um das Amt drängeln - angesichts der schwierigen Kommunikation und einem durchaus vorhandenen Misstrauen unter den 69 deutschen Oberhirten.
Weihbischöfe als unbekannte Größe
Entsprechend groß ist die Liste der Namen, die im Vorfeld gehandelt werden: Sie reicht von Heiner Koch (Berlin) und Stephan Heße (Hamburg) über Georg Bätzing (Limburg) bis zu Stephan Burger (Freiburg). Sie alle gelten weder als besonders progressiv noch als besonders konservativ.
Eines dürfte sicher sein: Der neue Vorsitzende muss - erst einmal nach innen hin - über große mediatorische Fähigkeiten verfügen. Denn es gilt dezidierte Reformer wie Heiner Wilmer (Hildesheim) und Franz-Josef Overbeck (Essen) ebenso mit einzubinden wie die Kritiker des gerade angelaufenen Synodalen Weges, zu denen Rainer Maria Woelki (Köln), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stephan Oster (Passau) gehören.
Die Wahl wird also spannend. Denn die kirchenpolitischen Positionen der 27 Diözesanbischöfe sind zwar bekannt, die Haltungen der 42 Weihbischöfe aber nicht - und die stellen bei der geheimen Abstimmung die Mehrheit. Somit sind sie die schwer kalkulierbare, jedoch entscheidende Größe bei der Wahl zum neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz.
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