
Frühdiagnose von Trisomien Bundestag unterstützt Bluttests
Stand: 11.04.2019 17:37 Uhr
Sollen Bluttests auf Trisomien bei Schwangeren von den Kassen übernommen werden? In einer Aussprache im Bundestag befürworten das viele Redner - aber nicht alle. Für die Kritiker geht es um mehr als nur die Finanzierung.
Der Bundestag hat über den Umgang mit vorgeburtlichen genetischen Bluttests auf Trisomien diskutiert. In der Orientierungsdebatte ging es vor allem um die Frage, ob Krankenkassen diese Form der Frühdiagnose finanzieren sollten.
Der Test, der seit 2012 angeboten wird, erkennt am Blut der Mutter, ob das ungeborene Kind eine Trisomie, wie etwa das Down-Syndrom, hat. Bislang müssen ihn Eltern privat bezahlen. Andere Methoden wie die Fruchtwasseruntersuchung werden von der Kasse übernommen. Sie bergen aber ein hohes Risiko für eine Fehl- oder Frühgeburt.
Mehr Beratung notwendig
Eine Mehrheit der Abgeordneten sprach sich dafür aus, den Test in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen. Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke (CDU), sagte, die Untersuchungen würden bereits angewendet. Kein Gesetz könne sie wieder vom Markt nehmen. Sie verwies auf das geringere Risiko im Vergleich zu Fruchtwasseruntersuchungen.
Andere Befürworter verwiesen darauf, dass der Test nicht nur denjenigen vorbehalten sein dürfe, die ihn sich leisten können. Viele der Redner sprachen sich allerdings dafür aus, den Bluttest nur bei Risikoschwangerschaften von den Kassen finanzieren zu lassen und forderten eine bessere Beratung und Aufklärung für die Eltern.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warb für die Gründung eines wissenschaftlich besetzen Gremiums zur Beratung über andere genetische Tests. Die Linken-Abgeordnete Kathrin Vogler schlug eine Novelle des Gendiagnostikgesetzes vor, das festlegt, welche vorgeburtlichen Tests gemacht werden dürfen.
Was ist Trisomie?
10.04.2019, Birgit Tofall, ARD-Aktuell
"Down-Syndrom ist keine Krankheit"
Das Thema ist gesamtgesellschaftlich umstritten. Behindertenverbände sehen die Tests kritisch. Die evangelische Kirche hatte sich in einer Stellungnahme für die Kassenleistung unter bestimmten Voraussetzungen ausgesprochen, die katholische ist dagegen.
In der Debatte sorgten sich die Kritiker um den Umgang mit Behinderten in der Gesellschaft. Der AfD-Politiker Volker Münz befürchtet eine größere Erwartungshaltung gegenüber Müttern, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen.
"Dieser Test kann nicht dazu dienen zu heilen, weil das Down-Syndrom keine Krankheit ist", sagte die Grünen-Abgeordnete Corinna Rüffer. Er diene in aller Regel der Selektion.
Endgültige Entscheidung im Spätsommer
Über die Frage der Finanzierung hat der Bundestag nicht zu entscheiden: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kassen und Krankenhäusern muss darüber beschließen, ob der Bluttest zur Kassenleistung werden soll. Das Gremium tendierte zuletzt in seiner im März veröffentlichten Beschlussempfehlung ebenfalls für eine Übernahme der Kosten bei Risikoschwangerschaften. Eine endgültige Entscheidung soll im Spätsommer fallen.
Debatte über Trisomie-Bluttest bei Schwangeren
nachtmagazin 00:30 Uhr, 12.04.2019, Thomas Becht, ARD Berlin
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