
Urteil verkündet Haftstrafe nach Messerangriff in Chemnitz
Stand: 22.08.2019 14:44 Uhr
Die Tat hatte für fremdenfeindliche Übergriffe in der Stadt gesorgt: Gut ein Jahr nach dem Messerangriff von Chemnitz wurde ein 24-Jähriger wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt.
Knapp ein Jahr nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Deutschen in Chemnitz ist ein 24 Jahre alter Angeklagter zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.
Das Landgericht Chemnitz sah es als erwiesen an, dass der Syrer das Opfer Daniel H. am 26. August 2018 am Rande des Chemnitzer Stadtfestes getötet hat und sprach ihn wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung schuldig. Sein mutmaßlicher Komplize ist flüchtig.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann vor dem Bundesgerichtshof angefochten werden.
Reaktionen in Chemnitz nach der Urteilsverkündung
tagesthemen 22:15 Uhr, 22.08.2019, Sven Knobloch, MDR
Verteidigung forderte Freispruch
Die Verteidigung hatte einen Freispruch für S. gefordert, weil sie den einzigen Zeugen als nicht glaubwürdig ansah und dem Angeklagten keinerlei DNA-Spuren nachgewiesen werden konnten. Verteidiger Frank Wilhelm Drücke rückte in seinem Plädoyer die Geschehnisse nach der Tat in den Blickpunkt. "Für uns ist das mitnichten ein normales Verfahren", sagte er.
Er appellierte an die Kammer des Landgerichts, sich bei der Urteilsfindung nicht von Forderungen aus Politik, Gesellschaft oder von einem "marodierenden Mob" beeinflussen zu lassen.
Die Staatsanwaltschaft plädierte dagegen für zehn Jahre Freiheitsentzug.
S. hatte zum Abschluss der Hauptverhandlung gesagt, er hoffe auf ein gerechtes Urteil des Gerichts. Seine Hoffnung sei auch, dass er nicht das zweite Opfer des Täters und für ihn stellvertretend verurteilt werde. Zudem bedauerte der Angeklagte, was der Familie des Opfers widerfahren sei.
Der Prozess vor dem Landgericht Chemnitz fand aus Sicherheitsgründen in Dresden statt. S. musste sich seit März vor Gericht verantworten. Nach dem Tod des Chemnitzers am Rande des Stadtfestes hatten rechte Gruppen die Tat in den Folgetagen für ausländerfeindliche Demonstrationen instrumentalisiert.
Zerreißprobe für Große Koalition
Der Streit um die Frage, ob es "Hetzjagden" gegeben habe, wurde auf Bundesebene zur Zerreißprobe für die Große Koalition aus Union und SPD - und führte letztlich dazu, dass der damalige Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, seinen Posten verlor.
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