
Urlaub in Deutschland Wie das Reisen jetzt funktioniert
Stand: 18.05.2020 16:52 Uhr
Viele Reiseziele in Deutschland dürfen seit heute wieder besucht werden. Doch wie funktioniert das? Ein Blick in den Norden - und in den Süden der Republik.
Von Iris Marx, ARD-Hauptstadtstudio
Es ist nicht einmal 12 Uhr, aber bereits jetzt ist der Andrang auf die Nordsee-Insel Sylt groß. "Die Autozüge sind voll. Im Moment liegen die Wartezeiten bei ein bis zwei Stunden", sagt Bürgermeister Nikolas Häckel zu tagesschau.de. "Das ist genau das, was wir an einem Anreisetag in der Hauptsaison erwarten würden", so Häckel.
Einige Sylt-Fans hat der Corona-bedingte Reisestopp besonders hart getroffen. Es soll kreative Tricksereien gegeben haben, um auf die Insel zu kommen - etwa als Handwerker getarnt.
Lockerungen für Schleswig-Holstein-Touristen
Schleswig-Holstein hatte mit die strengsten Eindämmungsmaßnahmen angeordnet. Nicht einmal Ferienhausbewohner durften zu ihrem Zweitwohnsitz reisen. Das ist ab heute vorbei - ein bisschen jedenfalls. "Übernachtungsgäste dürfen ab heute wieder ganz normal kommen", sagt Häckel. Eine Begrenzung gibt es allerdings für die Tagestouristen an den beliebten Küstenorten. Neben Sylt lässt auch St.-Peter-Ording keinen Tagesbesuch zu. Der Timmendorfer Strand darf hingegen auch für einen Kurztrip besucht werden.
Die Begrenzungen sind notwendig, weil sich an vielen beliebten Orten die Abstandsregel von 1,5 Metern sonst nicht einhalten lassen, sagt Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen, CDU. Die Entscheidung im Bereich Tagestouristen liege daher im Ermessen der örtlichen Behörden.
Ostseestrände sind bereit für Touristen
tagesthemen 22:35 Uhr, 18.05.2020, Sofia Tchernomordik, NDR
Keine Duschräume beim Camping
Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat am Wochenende beschlossen, dass ab Montag grundsätzlich vieles wieder erlaubt werde, allerdings verbunden mit strikten Vorgaben. So dürfen zwar Camping- und Wohnmobilstellplätze unter strengen Voraussetzungen wieder genutzt werden. Allerdings sind "sanitäre Gemeinschaftseinrichtungen wie Sammelumkleiden oder Duschräume oder Wellnessbereiche für den Publikumsverkehr zu schließen", wie es in der dortigen Corona-Bekämpfungsverordnung heißt.
Die Situation im Allgäu
Simone Zehnpfennig, Sprecherin des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch-Schwaben, sieht die Gastronomie in ihrer Region gut vorbereitet. "Die Hütten- und Alpwirtschaftsbetriebe durften ja schon vorher Essen to go anbieten. Und das funktionierte auch schon sehr gut". Zehnpfennig besuchte einige Betriebe. "Etwa auf der Alpe Breitengehre steht an der Hüttenwand eine Hände-Desinfektion bereit und dazu noch ein Schnaps mit den Worten 'für die äußere und für die innere Desinfektion'."
Man ließe sich einiges einfallen, um es Besuchern so angenehm wie möglich zu machen. Aber die Abstandsregeln gelten nach wie vor. An den Biertischen dürfen maximal zwei Haushalte sitzen. Biergärten dürfen nach der seit Montag geltenden bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in der Zeit von 6 bis 20 Uhr öffnen. Die Speisewirtschaft, also der Verzehr im Lokal, darf zwei Stunden länger aufbleiben.
Insgesamt gilt weiterhin, dass zwischen den Gästen der Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten ist, wenn sie nicht zu einem Haushalt gehören, oder die Gäste mit anderen Trennvorrichtungen voneinander abgeschirmt werden können.
Tagestouristen ja, Übernachtungen nein
Das Konzept besteht weiterhin darin, Kontakte so gut es geht zu vermeiden. "Es gibt immer nur einen Eingang, an dem das Servicepersonal den Gast abholt und zum Tisch begleitet". Begegnungen mit anderen Gästen sollen so unterbunden werden. Eine Mund-Nasen-Bedeckung muss getragen werden. Gäste dürfen sie am Tisch abnehmen.
Es kehre heute zwar etwas Normalität zurück, wobei das gemütliche Zusammensitzen aber nach wie vor nicht geht. Was auch noch nicht geht, das sind touristische Übernachtungen. Hotels und Ferienwohnungen dürfen in Bayern erst ab dem 30. Mai wieder Gäste beherbergen. "Dasselbe gilt auch für die Seilbahnen, die ein besonderes Hygienekonzept einhalten müssen", sagt Zehnpfennig.
Begehrtes Reiseziel
Die Buchungen seien bei den Übernachtungen jetzt schon ziemlich gut. "Gerade im Mai sind einige aus Bayern und Baden-Württemberg eher nach Italien gefahren. Die machen jetzt auch eher Urlaub hier", schätzt die Sprecherin. Eine Obergrenze oder Kontingentierung gibt es in Bayern nicht, die maximale Auslastung wird also möglich sein.
"Da die Anfragen nach Ferienwohnungen über Pfingsten und im Sommer auch im Hotelbereich jetzt schon richtig hoch sind, gehen wir davon aus, dass wir im Verlaufe des Sommers die Zahlen der Vorjahre erreichen können." Für den deutschen Tourismus könnte es vielleicht doch noch ein ganz gutes Jahr werden.
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