
Coronavirus RKI warnt vor "Coronapartys"
Stand: 16.03.2020 12:29 Uhr
Die Menschen in Deutschland stellen wegen Corona ihr Leben um - mehr Heimarbeit, möglichst keine Reisen und eine andere Kinderbetreuung. Doch das RKI warnt: Nicht alle Ideen sind sinnvoll, manche sogar gefährlich.
Die neue Woche beginnt für die meisten Menschen in Deutschland mit einschneidenden Veränderungen in ihrem Alltag: In fast allen Bundesländern bleiben die Schulen und Kindertagesstätten bis Mitte oder Ende April geschlossen, die Betreuung von Millionen Kindern und Jugendlichen muss neu organisiert werden. Eine Herausforderung für Eltern, Lehrer, Kindergärtner und Unternehmen.
Arbeitsminister Hubertus Heil appellierte deshalb an Firmenchefs und Behördenleiter, zusammen mit ihren Mitarbeitern unbürokratische und einvernehmliche Lösungen für die Kinderbetreuung zu finden, so dass den Eltern keine Lohneinbußen drohen. Am kommenden Mittwoch will Heil mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Vertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften über weitere Maßnahmen beraten.
Zugleich müssen viele Menschen mit dem verordneten Rückzug in die eigenen vier Wände ihr Privatleben umstellen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt in diesem Zusammenhang vor sogenannten privaten "Coronapartys", zu denen offenbar teilweise eingeladen werde. "Bitte tun Sie das nicht. Schränken Sie das gesellschaftliche Leben ein", forderte RKI-Vizepräsident Lars Schaade.
Schulen reagieren mit Notbetreuung und Online-Unterricht auf Schließungen
tagesthemen 22:15 Uhr, 16.03.2020, Ingrid Bertram, WDR
Bundespolizei beginnt Grenzkontrollen
An den Grenzübergängen nach Österreich, Frankreich, Luxemburg, Dänemark und die Schweiz begannen die angekündigten neuen Grenzkontrollen, um eine noch schnellere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Reisende ohne triftigen Grund dürfen seit heute nicht mehr einreisen. Ausnahmen gibt es aber für Berufspendler und vor allem den Warenverkehr. An einigen Kontrollpunkten bildeten sich am Morgen Rückstaus. Die Bundespolizei sprach aber von einer "hohen Akzeptanz" für die Maßnahmen. An einigen Übergängen wiederum kamen kaum noch Fahrzeuge an.
Baden-Württemberg kündigte an, in Kürze den Betrieb an allen Flughäfen einzustellen. Dies sei "eine Frage von Tagen", sagte ein Sprecher. Reisende aus dem Ausland würden aber noch zurückgeholt. Bundesaußenminister Heiko Maas riet von allen nicht notwendigen Reisen ins Ausland ab.
Corona-Krise: Bund und Länder schränken öffentliches Leben weiter ein
tagesthemen 22:15 Uhr, 16.03.2020, Michael Stempfle, ARD Berlin
Immer mehr Einschränkungen
In mehreren Bundesländern traten neben Schul- und Kitaschließungen weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Kraft. Schleswig-Holstein riegelte seine Inseln in der Nord- und Ostsee für Touristen ab. Bayern rief den Katastrophenfall aus. Alle Veranstaltungen außer im privaten Rahmen sind damit verboten, alle Freizeiteinrichtungen werden geschlossen, für Speiselokale wurden die Öffnungszeiten begrenzt. Auch in Nordrhein-Westfalen müssen alle Bars, Clubs, Diskotheken, Spielhallen, Theater, Kinos und Museen schließen.
Das RKI rechnet damit, dass die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus frühestens Ende nächster Woche mögliche Effekte zeigen werden. "Man müsste nach zehn bis zwölf Tagen sehen, ob diese Maßnahmen greifen", so Schaade. Dann müsse überprüft werden, ob die eingeleiteten Maßnahmen wie Schulschließungen Wirkung zeigten und ausreichten.
Solidarität in Corona-Zeiten
tagesthemen 22:15 Uhr, 16.03.2020, David Zajonz, WDR
Die aktuellen Zahlen
Bis Sonntagnachmittag hatten sich nach RKI-Zählung 4838 Menschen mit dem Virus infiziert, zwölf Menschen kamen demnach bislang in Deutschland ums Leben. Das US-amerikanische Johns-Hopkins-Institut nannte auf seiner Webseite die Zahl von 5813 Infizierten und 13 Toten.
Dass Deutsche Rote Kreuz rief alle gesunden Bürger erneut zu Blutspenden auf. Derzeit sei die Versorgung mit lebensrettenden Blutpräparaten "noch auf niedrigstem Niveau gesichert", erklärte der medizinische Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, Torsten Tonn. Dies könne sich aufgrund der weiteren Ausbreitung des Erregers und den zunehmenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens in vielen Teilen des Landes aber "in kurzer Zeit grundlegend ändern".
Laut DRK-Blutspendedienst Nord-Ost bereitet neben dem Wegbrechen der Spendenbereitschaft zunehmend auch Probleme, dass die üblichen Räumlichkeiten für Blutspendetermine oft nicht mehr zur Verfügung stehen. Vielfach gelten Versammlungsverbote.
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