
Corona-Tests für Reiserückkehrer Reichen die Ressourcen?
Stand: 11.08.2020 16:13 Uhr
60.000 Corona-Tests an acht Stationen in wenigen Tagen: Das ist die bisherige Bilanz der neuen Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten nach Bayern. Noch läuft nicht alles rund: Viele warten tagelang auf ihr Testergebnis.
Von Mirjam Kottmann, BR
Der Corona-Pflichttest für Reiserückkehrer in Deutschland ist da - seit dem Wochenende müssen sich alle testen lassen, die aus einem Risikogebiet einreisen. An den acht Teststationen in Bayern haben sich mittlerweile rund 60.000 Reiserückkehrer bei der Einreise testen lassen.
Testpflicht für Reiserückkehrer
tagesschau 16:00 Uhr, 11.08.2020, Mirjam Kottmann, BR
Mehr als 400 positive Tests - an einer Teststation
An der A3 bei Passau waren es gut 17.000 Reisende, die in den vergangenen Tagen getestet wurden. Das Ergebnis: Mehr als 400 Tests waren positiv. Das teilte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit.
Die mehr als 400 entdeckten Fälle entsprechen einem Anteil von 2,4 Prozent. Damit ist die Rate an positiven Befunden hier deutlich höher als beispielsweise an den bayerischen Flughäfen, wo nur knapp ein Prozent aller ausgewerteter Tests eine Infektion mit dem neuen Coronavirus anzeigten.
Lange Wartezeit bis zum Testergebnis
Grundsätzlich gibt es in den ersten Tagen der Pflichttests ein Problem: Das Ergebnis lasse zu lange auf sich warten, kritisieren Betroffene. Fabian Mehring, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler in Bayern, wurde auch getestet. "Der Abstrich dort hat kürzer gedauert als mein Kaffee an der Autobahnraststätte", berichtet er. "Nur das Ergebnis, das kam eben bis heute nicht. Jetzt sind es mittlerweile neun Tage. Und dann macht so ein Test überhaupt keinen Sinn."
Auch deshalb übernimmt die Tests in Bayern von dieser Woche an eine private Firma und löst die Rettungsdienste ab. So soll das Testergebnis innerhalb von 48 Stunden vorliegen. Denn dadurch, dass das ganze Prozedere - von der Testung über das Labor bis hin zum Versand des Ergebnisses - künftig in einer Hand liege, könne Zeit gespart werden, hofft Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml.
250.000 Tests pro Woche - nur für Reiserückkehrer
Aber Labormediziner mahnen grundsätzlich: Fachkräfte und Materialien gebe es nur begrenzt. Und der Mehrbedarf an Tests - allein für Reiserückkehrer - liege deutschlandweit bei etwa 250.000 pro Woche. Die lange aufgebauten Sars-CoV-2-PCR-Testkapazitäten seien aber eher dazu gedacht, kurzfristige Anforderungsspitzen abzufedern, so Michael Müller, Vorsitzender der Akkreditierten Labore der Medizin (ALM).
Sollten die Infektionszahlen steigen, würden wohl auch die Gesundheitsämter wieder an ihre Grenzen stoßen. Ute Teichert vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes fordert daher kurzfristig Verstärkung für die Gesundheitsämter. Sie schlägt vor, ein Freiwilligenregister aufzubauen, auf das man im Bedarfsfall zurückgreifen könne. Denn nur mit genügend Personal könnten auch die Infektionsketten schneller nachvollzogen werden.
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