
Wirtschaftskrise wegen Corona Altmaier hofft auf schnellen Aufschwung
Stand: 24.03.2020 16:52 Uhr
Wie stark wird die Wirtschaft einbrechen und wie kann Deutschland nach der Corona-Krise aus der Rezession herauskommen? Minister Altmaier und die Wirtschaftsweisen hoffen auf das V-Szenario.
Von Martin Ganslmeier, ARD-Hauptstadtstudio
Deutschland fährt herunter. Nur so lässt sich die Corona-Pandemie bekämpfen. Doch für die Wirtschaft sind mangelnde Nachfrage und mangelnde Angebote Gift. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet deshalb mit noch gravierenderen Folgen für die Wirtschaft als nach der Finanzkrise vor elf Jahren: "Das alles wird dazu führen, dass die wirtschaftlichen Einbußen wahrscheinlich höher sein werden als in der letzten Wirtschaftskrise, in der Banken- und Börsenkrise."
Damals brach das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um knapp sechs Prozent ein. Das Institut für Wirtschaftsforschung in München hat je nach Dauer des Shutdowns unterschiedliche Szenarien berechnet. Diese gehen bestenfalls von minus sieben Prozent aus und im schlimmsten Szenario von einem Absturz der Konjunktur um mehr als 20 Prozent.
Erholung wie nach Finanzkrise?
Dass es so schlimm wie zuletzt in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wird, das befürchtet der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht. Der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, ist optimistischer: "Die ganz pessimistischen Szenarien, die in zweistellige Bereiche gehen, schließen wir gegenwärtig im Sachverständigenrat aus. Wir gehen nicht davon aus, dass wir eine so schwierige Lage bekommen werden."
Als das wahrscheinlichste Szenario sieht Feld das sogenannte V-Szenario: Auf einen steilen Einbruch der Wirtschaft folgt eine steile Erholung. So wie nach der Finanzkrise: Schon 2010 wuchs die deutsche Wirtschaft wieder um mehr als vier Prozent. Damit dies erneut gelingen könne, seien nach der Corona-Krise "Initialzündungen" des Staates für die Wirtschaft nötig, betonte Feld. Das umfangreiche Rettungspaket der Bundesregierung sei "sehr begrüßenswert".
Rettungspaket nur der "erste Schritt"
Doch für einen schnellen Wiederaufschwung seien zum Beispiel steuerliche Anreize nötig. Ob damit eine Reform der Unternehmenssteuer gemeint ist oder eine vorgezogene Abschaffung des Solidaritätszuschlags, ließ Feld offen. Er kündigte jedoch ein Sondergutachten des Sachverständigenrats zu den Folgen der Corona-Krise an.
Auch für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ist das Rettungspaket der Bundesregierung nur der "erste Schritt". Die Perspektive eines neuen Aufschwungs nach der Krise dürfe nicht aus den Augen verloren werden: "Wir müssen alles dafür tun, dass die Wachstumskräfte wieder die Oberhand bekommen, wenn die Zahl der Infektionen zurückgeht, das öffentliche Leben wieder hochgefahren werden kann und wenn die Unternehmen wieder normal produzieren können."
Viele wirtschaftliche Ungewissheiten
Doch noch ist es nicht so weit. Noch weiß niemand, wie lange der Shutdown in Deutschland andauern wird und wie schwer die wirtschaftlichen Folgen für Länder wie Italien, Spanien und Frankreich sind. Die neu aufgeflammte Diskussion um sogenannte Eurobonds, also eine Vergemeinschaftung der Schulden in der EU, versuchte Altmaier im Keim zu ersticken. Dies sei eine ideologische "Geister- und Gespensterdebatte" mit den gleichen Argumenten wie nach der Finanzkrise vor zehn Jahren.
Wie stark bricht Wirtschaft ein - Altmaier und Feld wollen Absturz verhindern
Martin Ganslmeier, ARD Berlin
24.03.2020 16:39 Uhr
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