
Behandlung in Deutschland Bundeswehr bringt erkrankte Italiener nach NRW
Stand: 28.03.2020 18:39 Uhr
Die Bundeswehr hat sechs schwerstkranke Covid-19-Patienten aus Norditalien nach Deutschland geflogen. Inzwischen bereitet sich die Bundeswehr auf weitere Transporte von Patienten vor.
Wegen der dramatischen Notlage norditalienischer Krankenhäuser in der Corona-Krise hat die Bundeswehr Patienten zur Behandlung nach Deutschland gebracht. Mit dem Airbus A310 MedEvac, der fliegenden Intensivstation der Luftwaffe, wurden sechs beatmete Menschen von Bergamo nach Köln geflogen. Sie sollen in Nordrhein-Westfalen eine Intensivbehandlung erhalten. Dies berichtete ein Sprecher der Luftwaffe der Nachrichtenagentur dpa.
"In Zeiten größter Not ist es selbstverständlich, dass wir unseren Freunden zur Seite stehen", sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zu dem Einsatz. Dass nun mit der Luftwaffe Schwerstkranke aus Italien zur Behandlung nach Deutschland gebracht würden sei ein wichtiges Zeichen der Solidarität. "Europa muss zusammenhalten", so die Verteidigungsministerin.
Behandlung in zivilen Krankenhäusern
Die sechs italienischen Patienten wurden zur Behandlung in zivile Krankenhäuser gebracht. Nach Angaben der NRW-Staatskanzlei sollten jeweils zwei Erkrankte im Katholischen Klinikum Bochum sowie in den Uni-Kliniken Köln und Bonn weiter behandelt werden. Die schwerkranken Menschen stammten aus den besonders betroffenen Regionen Lombardei und Piemont.
Die Bundeswehr war vom italienischen Zivilschutz um Amtshilfe gebeten worden. Die eigenen Kapazitäten zur Verlegung der Patienten ins Ausland reichten nicht aus. Die italienische MedEvac-Maschine habe nur zwei Plätze für Patienten, die auf Beatmung angewiesen sind, sagte ein Parlamentarier, der an der Organisation der Hilfsaktion beteiligt war.
Stark überlastete Kliniken in Norditalien
Die angesichts der hohen Infektionszahlen stark überlasteten Kliniken in Norditalien wählten für die Behandlung in Deutschland ausschließlich Patienten aus, die auf Beatmung angewiesen aber transportfähig seien, sagte der Bundestagsabgeordnete Marian Wendt. Der Medizinische Direktor der Gesundheitsbehörde der Provinz Bergamo, Carlo Alberto Tersalvi, berichtete gestern, dass die Lage in den sechs Krankenhäusern der Provinz Bergamo weiter "sehr kritisch" sei. Die Kliniken seien voll mit Intensivpatienten und "am Limit".
Weitere Hilfsflüge geplant
Die Luftwaffe bezeichnet den MedEvac-Airbus als "wichtiges Glied in der Rettungskette zur medizinischen Evakuierung schwer und schwerst verletzter Personen über große Distanzen". An Bord sind bis zu sechs Plätze für intensivmedizinische Behandlung. Zudem gibt es 38 weitere Liegeplätze, wobei für 16 Patienten eine verstärkte medizinische Überwachung mit Monitoren möglich ist. Damit können 44 Patienten liegend transportiert werden. Die medizinische Besatzung kann bis zu 25 Menschen zählen.
Die Luftwaffe hält auf dem Flughafen Köln-Wahn immer einen MedEvac-Airbus in 24-Stunden-Bereitschaft. Inzwischen bereitet sich die Bundeswehr auf weitere Transporte von Covid-19-Patienten vor und rüstet ihre Flotte dafür auf. Aktuell stünden neben dem bereits eingesetzten A310 auch ein A400M für medizinische Evakuierungen in Bereitschaft, sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Jedes der Flugzeuge könne bis zu sechs Intensivpatienten aufnehmen. Zudem sollten ein weiterer A400M und eine C-160 Transall zu fliegenden Intensivstationen aufgerüstet werden. Darüber hinaus könne auch ein speziell ausgestatteter Hubschrauber des Typs CH-53 zum Einsatz kommen.
Europäische Patienten in weiteren Bundesländern
In den vergangenen Tagen waren bereits sechs Patienten mit drei Flügen von der italienischen Luftwaffe nach Sachsen gebracht worden. Nach Angaben des Bundestagsabgeordneten Wendt haben unter anderem auch Hamburg, Bayern, Berlin und Brandenburg Intensivplätze angeboten. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, bislang seien - auch mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Rom - 73 Krankenhausplätze für italienische Patienten in acht Bundesländern vermittelt worden.
Zudem würden bereits 30 französische Patienten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen behandelt, mindestens 50 Behandlungsplätze seien Frankreich angeboten worden. Auch Berlin nimmt sechs schwerkranke Corona-Patienten aus Frankreich auf. Sie sollen in die Charité kommen, wie eine Sprecherin des Senats mitteilte. Auch waren nach Angaben der NRW-Staatskanzlei zwei Patienten aus dem französischen Metz in die Uni-Klinik Essen geflogen worden.
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