
Extremwetter Erstmals 42 Grad in Deutschland
Stand: 25.07.2019 18:03 Uhr
Temperaturen über 40 Grad, extreme Trockenheit, Waldbrandgefahr: Noch immer ist kein Ende der extremen Wetterlage in Sicht. Im Gegenteil: Am Nachmittag wurde der deutsche Hitzerekord gebrochen - im Emsland.
Erstmals seit Aufzeichnung der Messungen in Deutschland ist eine Temperatur von 42 Grad gemessen worden. Nach vorläufigen Ergebnissen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden im niedersächsischen Lingen 42,6 Grad verzeichnet. Dieser Wert wurde um 17.00 Uhr gemessen.
Erst gestern waren 40,5 Grad Celsius im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen gemessen worden - einen Tag lang war das der deutsche Spitzenwert.
Vor allem in der Region zwischen Kölner Bucht und Niederrhein könnte es weitere Rekorde geben. Im Südwesten und in der Mitte Deutschlands sollen es bis 39 Grad Celsius sein. Am Freitag könnten es im Westen noch einmal knapp 40 Grad werden.
Rekordhitze in Deutschland
tagesschau 20:00 Uhr, 25.07.2019, Antraud Cordes-Strehle, WDR
Atomkraftwerk muss wohl abgeschaltet werden
Wegen der steigenden Temperatur der Weser muss das Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen voraussichtlich am Freitag gegen Mittag abgeschaltet werden. Dann werde für das Flusswasser die kritische Temperaturgrenze von 26 Grad erwartet, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums. Zum Schutz des Ökosystems der Weser dürfe dann kein wärmeres Wasser mehr in den Fluss geleitet werden.
Bahnkunden können kostenlos stornieren
Auch die Deutsche Bahn reagiert auf die Hitze: Kunden können wegen der hohen Temperaturen ihre gebuchten Fahrten im Fernverkehr kostenlos verschieben oder stornieren. Wie die Bahn mitteilte, gilt die Sonderregelung für Reisen mit IC oder ICE am Donnerstag und Freitag für alle Angebote, inklusive Spar- und Supersparpreise. Auch Platzreservierungen können kostenfrei umgetauscht werden.
Weil sich die Schienen bei hohen Temperaturen verbiegen können, setzen die großen Bahnkonzerne in Österreich und der Schweiz auf weiße Farbe. Mehrere Kilometer Schienen wurden damit bei Bludenz rund 60 Kilometer südlich von Lindau angemalt. Studien zeigen demnach, dass die Schienen durch den hellen Anstrich bis zu sieben Grad kühler bleiben. Auch die Deutschen Bahn startete einen entsprechenden Test.
Hitzefrei für Arbeiter?
Die Grünen fordern ein "Recht auf Homeoffice" für Büroangestellte und ein "Recht auf Hitzefrei" für Arbeitnehmer im Freien, beispielsweise auf einer Baustelle oder in der Landwirtschaft. Die Klimakrise sei eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, heißt es in einem "Hitzeaktionsplan" der Grünen-Bundestagsfraktion.
Die Gewerkschaft IG Bau sprach sich für ein Sommerausfallgeld für Bauarbeiter aus. Wie im Winter soll demnach Geld ausgezahlt werden, wenn wegen der Witterung nicht gearbeitet werden kann.
Stadt | Temperatur | |
---|---|---|
Paris | 42,6 Grad Celsius - höchster je in Paris gemessener Wert | |
London-Heathrow | 36,9 Grad Celsius - höchster je in einem Juli in Großbritannien gemessener Wert | |
Gilze en Rijen | 40,4 Grad Celsius - höchster je in den Niederlanden gemessener Wert |
Gefahr vor allem für geschwächte Menschen
Die Hitze setzt vor allem älteren und kranken Menschen zu. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz rief dazu auf, geschwächten Menschen zu helfen. Es brauche jetzt "aufmerksame Nachbarn". Sie könnten ihre älteren Mitbürger fragen, ob sie etwas zu trinken benötigen, oder ihnen beim Verdunkeln der Wohnung helfen, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Besonders für Ältere und Pflegebedürftige sei die Hitzewelle eine Gefahr.
Experten raten, bei diesen Temperaturen vor allem bei körperlichen Aktivitäten mindestens zweieinhalb bis drei Liter pro Tag zu trinken. Auch der Sprung ins kühle Wasser zum Beispiel an Baggerseen, Flüssen oder Küsten kann bei der Abkühlung helfen - berge aber Gefahren, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit. Wer nach einem Sonnenbad ins Wasser will, sollte den Körper zuerst abkühlen, sonst drohen Kreislaufprobleme. Viele überschätzen laut DLRG auch ihre körperliche Leistungsfähigkeit.
Zwar lassen einzelne regionale Hitzewellen keine direkten Rückschlüsse auf Klimaveränderungen zu, ihre Häufung und ihr globales Auftreten aber sehr wohl. Und hier sind die Daten eindeutig: Laut Weltwetterorganisation waren global gesehen die vergangenen vier Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Und auch eine Studie der Uni Bern kommt zu dem Schluss, dass die Temperaturen derzeit nahezu überall auf der Welt ansteigen.
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